Miami:Triebtäter müssen unter Brücken hausen

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Zwischen zehn Uhr abends und sechs Uhr morgens müssen sich die Sexualstraftäter unter der Brücke aufhalten - wo sie jede Nacht von den Behörden kontrolliert werden. Eine Wohnung können sie wegen der strengen Gesetze nicht finden.

Mindestens drei Männer lebten unter der Julia Tuttle Causeway, die Miami und Miami Beach verbindet, berichtete eine Sprecherin des für den Justizvollzug zuständigen Corrections Department. Die Männer haben dort keine richtigen Betten, ihr persönliches Hab und Gut ist in Plastiktüten verstaut.

"Das ist für niemanden eine ideale Situation", räumte Behördensprecherin Gretl Plessinger ein. Derzeit gebe es aber keine andere Möglichkeit: Die meisten Obdachlosenheime wollten die Männer nicht aufnehmen, weil sie wegen sexueller Vergehen verurteilt wurden.

Eine Einrichtung sagte zwar zu, allerdings liegt sie weniger als 700 Meter von einer Schule oder Kindertagesstätte entfernt - das ist der Mindestabstand, den Sexualstraftäter zu Orten einhalten müssen, an denen sich regelmäßig Kinder aufhalten.

Passende Mietwohnungen könnten sich die Männer nicht leisten. Zwischen zehn Uhr abends und sechs Uhr morgens müssen sich die Männer laut Plessinger daher unter der Brücke aufhalten, wo sie jede Nacht kontrolliert werden. Die Exhäftlinge verfügen über kleine Öfen und batteriebetriebene Radio- und Fernsehgeräte.

"Ich habe meine Strafe abgesessen"

Ihre bescheidene Habe müssen sie gegen Ratten verteidigen, und der Verkehrslärm ist so laut, dass man sich kaum unterhalten kann. "Das ist eine Ungerechtigkeit", sagte einer der Obdachlosen, der seinen Namen nicht nennen wollte. "Ich habe meine Strafe abgesessen."

Er sei seit rund sechs Wochen unter der Julia Tuttle Causeway zu Hause, sagte der Mann. Plessinger erklärte, erstmals hätten die Behörden im Juni vergangenen Jahres angeordnet, dass obdachlose Exhäftlinge unter einer Brücke hausen könnten. Einige Männer lebten demnach zunächst unter einer Brücke in der Innenstadt.

Die Behörden bemühten sich, die Situation der Betroffenen zu verbessern, sagte Plessinger. Das Hauptaugenmerk liege allerdings auf der öffentlichen Sicherheit, "und wir sind der Meinung, dass bei diesen Personen öffentliche Sicherheit erreicht wurde".

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