Methanol im Alkohol:"Sie pumpten einen halben Liter Raki in mich rein"

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Trinkgelage auf Klassenfahrt: Einer der Lübecker Schüler erzählt, wie die Ärzte ihn retteten. Inzwischen hat die Polizei den flüchtigen Getränkehändler gefasst.

Erstmals hat einer der mit gepanschtem Alkohol in der Türkei vergifteten Schüler öffentlich über die Ereignisse gesprochen. "Ich konnte nichts mehr sehen", sagte der 18-jährige Dustin K., der seine Methanolvergiftung überlebte, der Bild-Zeitung. Zusammen mit einigen Mitschülern hatte er auf einer Klassenfahrt im türkischen Badeort Kemer mit Methanol vergifteten Alkohol getrunken. Drei Mitschüler starben daran.

Folgenreiches Trinkgelage: Drei Schüler starben, nachdem sie in der Türkei mit Methanol vergifteten Alkohol getrunken hatten. (Foto: Foto: AFP)

Einer der der jungen Männer, bei denen am vergangenen Wochenende der Hirntod diagnostiziert worden war, war Dustins Zimmernachbar. Dieser habe für 25 Euro bei einem Kellner Cola und zwei Flaschen Wodka gekauft. Niemand habe geahnt, dass damit etwas nicht in Ordnung sein könnte: "Die Mischung schmeckte nicht anders", sagte der Schüler.

Auf dem Zimmer sei er sofort eingeschlafen. Nachts hätten er und sein Zimmernachbar sich übergeben. "Dann bin ich erst am Abend wieder aufgewacht", sagte Dustin weite. Da sei ihr Lehrer ins Zimmer gekommen und habe erzählt, dass ihr Mitschüler Rafael gestorben sei.

Anschließend gingen die Schüler laut Dustin K. zusammen in das gegenüberliegende Krankenhaus. "Dort bin ich sofort wieder eingeschlafen." Als es den Jugendlichen immer schlechter ging, wurden sie nach Antalya verlegt. "Während der Fahrt habe ich starke Sehstörungen bekommen."

Es sei unerträglich hell gewesen, er habe nichts mehr sehen können, berichtete der 18-Jährige: "Ich bekam Panik." In der Klinik in Antalya hätten die Ärzte sofort begriffen, was geschehen sei: "Ich bekam einen Schlauch in die Nase, dann pumpten sie einen halben Liter Raki in mich rein", sagte Dustin K. der Bild.

Die andere Hälfte des Liters habe eine Mitschülerin bekommen. Dies helfe, weil im Körper beim Abbau von Methanol giftige Ameisensäure entstehe: Müsse der Köper dann normalen Alkohol, also Ethanol, abbauen, scheide er das giftige Methanol einfach aus, berichtete Bild unter Berufung auf Mediziner.

Getränkehändler festgenommen

Unterdessen ist der Getränkehändler des Hotels festgenommen worden. Das berichtete der Lübecker Anwalt der Eltern eines der Schüler, Frank-Eckard Brand, unter Berufung auf eine türkische Anwältin.

Der Festgenommene ist demnach der Getränkelieferant des Hotels in Kemer, in dem die Lübecker Schüler nach Aussagen von Mitschülern den tödlichen Schnaps gekauft hatten. Bereits am Montag waren zwei leitende Angestellte des Hotels festgenommen worden, nachdem dort in mehreren Alkoholproben hohe Methanolwerte gefunden worden waren.

Nach dem Getränkelieferanten war in der Türkei mit Haftbefehl gesucht worden, nachdem er zu einer Vernehmung nicht erschienen war und auch an seinem Wohnort nicht angetroffen wurde. Für Mittwoch wurde nach Angaben Brands eine Pressekonferenz der zuständigen türkischen Staatsanwaltschaft erwartet. Bisher hatten sich die Ermittlungsbehörden in der Türkei mit Informationen zurückgehalten und darauf verwiesen, dass die Ermittlungen nicht öffentlich geführt würden.

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