Mekka:Der Tod kam bei der Steinigung des Teufels

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Bei der muslimischen Pilgerreise Hadsch sind während der symbolischen Steinigung des Teufels etwa 350 Menschen zu Tode getrampelt worden. Aufgrund der vielen Verletzten könnte die Opferzahl nach Aussage von Ärzten weiter steigen.

Eine Massenpanik während der muslimischen Pilgerreise Hadsch hat am Donnerstag in Saudi-Arabien nach Angaben des Innenministeriums mindestens 350 Menschen das Leben gekostet.

Zudem gab es bei der Katastrophe etwa 1000 Verletzte, wie Ärzte des roten Halbmonds mitteilten. Über das genaue Ausmaß des Unglücks gab es zunächst widersprüchliche Angaben, das Gesundheitsministerium sprach von knapp 300 Verletzten.

Die Massenpanik war in der Stadt Mina östlich von Mekka bei der symbolischen Steinigung des Teufels ausgebrochen, an der in jedem Jahr Zehntausende Pilger teilnehmen.

Nach Angaben der arabischen Behörden hatten sich die Gläubigen am Donnerstag auf der riesigen Dschamarat-Brücke gedrängt, um zu den drei Säulen zu gelangen, die den Teufel symbolisieren.

Die Steinigung der Säulen hat den Charakter einer rituellen Sündenreinigung. Die Massenpanik sei ausgebrochen, nachdem einige Menschen in dem Gedränge über Gepäckstücke gestolpert waren, die von Bussen gefallen waren.

Unverständliche Befehle

Viele Pilger hätten zudem trotz eines Verbots im Gedränge auf der Brücke große Taschen mitgeschleppt, hieß es. Arabische Reporter gaben zu bedenken, dass viele Gläubige aus Südostasien oder Afrika die Anweisungen der Sicherheitsleute in arabischer Sprache nicht verstanden hätten.

Den Berichten zufolge gelang es der Polizei zwar, das Gebiet schnell abzusperren, für viele Pilger kam jedoch jede Hilfe zu spät. Dem arabischen Fernsehen zufolge stammen die meisten Opfer aus Südasien, unter den Toten sind aber auch arabische Sicherheitsleute. Fernsehsender zeigten, wie Sanitäter Tote mit weißen Tüchern verhüllten.

Pilger berichteten, dass Leichen in Kühlwagen abtransportiert werden mussten. Nach Angaben der Abteilung für Katastropheneinsätze im arabischen Gesundheitsministerium waren zahlreiche Krankenwagen und Nothelfer am Unglücksort. Hunderte Soldaten bildeten eine Kette, um die Brücke abzuriegeln.

Die Einsatzkräfte hatten dennoch offenbar Schwierigkeiten, die vielen Verletzten zu versorgen. Das nur wenige hundert Meter entfernt gelegene Krankenhaus von Mina war am Donnerstagnachmittag überfüllt.

Gesundheitsminister Hamad bin Abdala El Mane sagte, Ärzte rechneten damit, dass die Totenzahl noch weiter steigen werde, da viele der Verletzten in Lebensgefahr schwebten.

Das Ritual der Teufelssteinigung ist einer der Höhepunkte der Hadsch, die jeder Muslim einmal in seinem Leben machen sollte. Bei dem Ereignis war es in den vergangenen Jahren bereits mehrfach zu tragischen Zwischenfällen gekommen.

Vor zwei Jahren wurden 244 Menschen zu Tode getrampelt, 1990 waren mehr als 1400 Pilger in einem Fußgängertunnel erstickt. Und erst vor wenigen Tagen waren bei dem Einsturz einer Pilgerunterkunft in Mekka mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen.

Saudi-Arabien hatte sich zuletzt bemüht, die Sicherheit deutlich zu verbessern. Wegen befürchteter Anschläge oder anderer Zwischenfälle waren in diesem Jahr 60.000 Sicherheitskräfte und anderes Hilfspersonal eingesetzt. An der Hadsch nehmen etwa 2,5 Millionen Menschen teil, mehr als 1,5 Millionen von ihnen stammen aus dem Ausland.

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