Mehr als 30 Tote bei Amoklauf an US-Hochschule:Bush kommt zur Trauerfeier

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Der US-Präsident wird am Dienstag an einer Trauerfeier auf dem Campus in Blacksburg teilnehmen. Inzwischen wurde bestätigt, dass der Amokläufer, der auf dem Campus der TU 32 Menschen erschossen hat, ein asiatischer Student der Universität war.

Nach dem Universitätsmassaker von Virginia mit 33 Toten wird US-Präsident George W. Bush am Dienstag zusammen mit seiner Frau Laura an einer Trauerfeier auf dem Campus in Blacksburg teilnehmen. Das berichteten US-Fernsehsender unter Berufung auf das Weiße Haus. Danach soll die Feier um 20 Uhr MESZ stattfinden.

Blacksburg liegt im Westen Virginias an der Grenze zu West Virginia (Foto: Quelle: MS Encarta)

Zuvor war bekannt geworden, dass der Amokläufer, der auf dem Campus der Technischen Universität von Virginia 32 Menschen erschossen hat, ein Student der Universität war. Das bestätigte der Präsident der US-Hochschule, Charles Steger.

Danach hat der Täter selbst in dem Wohnheim gelebt, in dem zwei Menschen ums Leben kamen. Bereits zuvor hatte es in Augenzeugenberichten geheißen, dass der Schütze ein junger Mann asiatischer Abstammung gewesen sei. Derweil ist das Motiv des Täters immer noch unbekannt.

Bei den Toten handelt es sich um 30 Studenten, zwei Professoren und den Täter, der die Waffe zuletzt gegen sich selbst richtete. Mindestens 15 Angehörige der Universität wurden verletzt.

Virginia Tech-Studenten äußerten massive Kritik, weil die Universitätsleitung sie über zwei Stunden lang über die erste Schießerei im Unklaren ließ und den Campus nicht abriegelte: "Die Universität hat Blut an ihren Händen, weil sie nach dem ersten Zwischenfall nichts unternommen hat", sagte der 18-jährige Billy Bason, der in dem Wohnheim lebt, in dem die Schießerei begann.

Der Präsident der Hochschule, Charles Steger, verweist dazu auf die Einschätzung der Polizei, dass es sich bei den ersten Schüssen im Wohnheim West Ambler Johnston gegen 7.15 Uhr am Morgen (13.15 Uhr MESZ) um einen häuslichen Streit gehandelt hat.

Das Wohnheim wurde danach abgeriegelt, nicht aber die Unterrichtsräume der Universität. "Man kann Entscheidungen nur auf der Grundlage von Informationen treffen, die man gerade zur Verfügung hat", sagte Steger.

Erst um 9.26 Uhr (15.26 Uhr MESZ) erhielten die Studenten eine E-Mail-Warnung mit der Aufforderung, nach einem "Schusswaffen-Zwischenfall" vorsichtig zu sein. Steger nannte die Schießerei eine "sinnlose Tat" und eine Tragödie "von monumentalem Ausmaß".

Die Polizei wollte die Identität des Attentäters vorerst nicht bekanntgegeben. Eine Augenzeugin sagte, es handele sich um einen jungen Mann asiatischer Abstammung. "Er war wie ein Pfadfinder gekleidet", sagte sie dem US-Sender CNN.

Der Amoklauf begann einem Mitstudenten zufolge nach einem Streit des Täters mit seiner Freundin. Der Schütze, nach unbestätigten Berichten ein Student aus China, habe im Studentenwohnheim mit seiner Freundin gestritten und diese plötzlich niedergeschossen, berichtete am Dienstag der taiwanesische Student Chen Chia-hao in einem Telefoninterview des taiwanesischen Kabelfernsehkanals CTI aus den USA. Nach dem Amoklauf habe er sich umgebracht: "Er schoss sich von hinten in den Kopf und sein Gesicht flog weg. Das macht es so schwer, ihn zu identifizieren."

Auch der Polizeichef der Universität, Wendell Flinchum, bestätigte, dass sich der Täter beim Eintreffen der Polizei selbst das Leben genommen habe.

Die US-Zeitung Chicago Sun Times berichtete, Behörden gingen Hinweisen nach, der Attentäter sei ein 24-jähriger Chinese, der im August 2006 mit einem in Schanghai ausgestellten Studenten-Visum in die USA eingereist sei. Augenzeugen schätzten den Täter hingegen auf etwa 19 Jahre.

Auf diesem Uni-Campus ereignete sich das Massaker. (Foto: Foto: AP)

Der Todesschütze soll nach Angaben von Augenzeugen Jeans, eine blaue Jacke und eine Schutzweste getragen haben. Er sei mit einer halbautomatischen 9-mm-Waffe und einer Kleinkaliberpistole bewaffnet gewesen sein. Bei beiden Waffen seien die Seriennummern unkenntlich gemacht worden.

Andere Augenzeugen berichteten, dass der Todesschütze schweigend von einem Raum zum anderen ging und während der laufenden Vorlesungen wahllos um sich schoss. Eine Studentin, die am Deutschkurs teilnahm, sagte, dass der Amokläufer erst einem Professor in den Kopf geschossen und dann auf die rund 15 Studenten gefeuert habe.

Bei dem Professor handelte es sich um den israelischen Luftfahrtingenieur Liviu Librescu. Der 75-Jährige Librescu rettete vermutlich mehreren seiner Studenten das Leben, als er sich dem Todesschützen im Eingang zu seinem Vorlesungsraum entgegenstellte. Dies schrieben Studenten Librescus seiner Witwe in einer E-Mail.

Außerdem kam der Biomechaniker Kevin Granata ums Leben, ein Experte für orthopädische Forschung, der den Studenten die mechanischen Grundlagen von Muskelreflexen und Robotertechnik beibrachte. Granata habe zu den fünf führenden Biomechanikern der USA gehört, erklärte der Dekan des Fachbereichs Ingenieurswissenschaften, Ishwar Puri.

Dagegen haben mindestens sechs Austauschstudenten der Technischen Universität Darmstadt (TUD) das Massaker unversehrt überlebt. "So viel wir wissen, geht es allen gut. Die Studenten haben sich teilweise per E-Mail bei uns gemeldet", sagte TUD-Sprecher Jörg Feuck am Dienstag. Die TUD unterhält seit 2004 ein Austauschprogramm mit der amerikanischen Universität.

An der Technischen Hochschule des US-Staats Virginia, kurz Virginia Tech genannt, sind mehr als 25.000 Studenten eingeschrieben. Zum Zeitpunkt des Amoklaufs am Montag befanden sich etwa 11.000 Studenten und andere Hochschulangehörige auf dem Campus in der Kleinstadt Blacksburg.

Es war bereits das zweite Mal seit August 2006, dass der Campus der Universität in Blacksburg wegen einer Schießerei abgeriegelt wurde.

Damals flüchtete sich ein entflohener Sträfling auf das Gelände, nachdem er zuvor einen Krankenhauswärtererschossen hatte. Bei der Verfolgung des Mannes wurde auch ein Polizist getötet.

Die Universität wurde 1872 gegründet, als College für Landwirtschaft und Mechanik. Seit 1896 lautet der vollständige Name Virginia Agricultural and Mechanical College and Polytechnic Institute. Die Hochschule ist bekannt für ihre Ingenieursausbildung. Bis 1964 war die militärische Ausbildung in einem Kadettenkorps fester Bestandteil des Studiums, seitdem ist die Zugehörigkeit zu dieser Einheit freiwillig.

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