"Me Too"-Debatte:Sexualdelikt verjährt

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Ein Gericht wies eine Anklage wegen sexueller Nötigung gegen Kevin Spacey ab. Die Tat soll 1992 stattgefunden haben.

Von Alexander Menden

Ende Oktober 2017 warf der Schauspieler Anthony Rapp seinem Kollegen Kevin Spacey vor, ihn im Alter von 14 Jahren sexuell belästigt zu haben. Der Beschuldigte behauptete, sich an nichts erinnern zu können. Als daraufhin innerhalb kurzer Zeit mehrere weitere Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe gegen Spacey laut wurden, schnitt Regisseur Ridley Scott ihn kurzerhand aus seinem fertigen Film "Alles Geld der Welt" heraus. Die Produzenten von "House of Cards" strichen Spaceys Rolle aus der letzten Staffel der Netflix-Serie. Seitdem liegt die Karriere des Oscar-prämierten Darstellers auf Eis. Juristisch verurteilt wurde er hingegen bislang noch nicht, und zumindest in einem Fall wird das auch so bleiben.

Am Mittwoch wies ein Gericht in Los Angeles eine erste Anklage gegen den 59-Jährigen wegen sexueller Nötigung ab. Ein Mann, der nach Angaben der US-Behörden zum Zeitpunkt der Tat bereits volljährig war, hatte Spacey bezichtigt, ihn 1992 in West Hollywood sexuell belästigt zu haben. Das Gericht befand nicht über die Schuld des Schauspielers, es ließ die Klage vielmehr wegen Verjährung nicht zu. Weil die Taten zu weit zurückliegen, wurden zudem ähnliche Klagen gegen die Schauspieler Anthony Anderson und Steven Seagal abgewiesen. Eine weitere Anklage gegen Spacey, die sich auf einen mutmaßlichen Übergriff in Malibu im Jahr 2016 bezieht, wird derzeit noch geprüft.

Parallel ermittelt die Polizei in Großbritannien wegen Sexualdelikten gegen Spacey. Der Amerikaner übernahm 2004 die künstlerische Leitung des Old Vic Theatre, feierte dort bis 2015 zahlreiche Erfolge und wurde 2016, nachdem er die britische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, zum Knight Commander of the British Empire ernannt. In dieser Zeit war es laut Mitarbeitern des Theaters ein offenes Geheimnis, dass Spacey des Öfteren junge Männer intim berührte, sei es im Theater, in seiner Londoner Wohnung oder im Pub. Ein Mann hatte Spacey 2017 bei Scotland Yard angezeigt, weil dieser sich 2008 an ihm vergangen habe. Er sei als 23-Jähriger von dem Schauspieler nach Hause eingeladen worden und auf dem Sofa eingeschlafen. Als er aufgewacht sei, sei Spacey dabei gewesen, "einen sexuellen Akt" an ihm zu verüben. Bevor er aus der Wohnung geflohen sei, habe Spacey ihn angewiesen, "niemandem davon zu erzählen".

Zwischen Februar und April erstatteten fünf weitere Männer in Großbritannien Anzeige gegen Spacey. Einer der Übergriffe soll bereits 1996 in Westminster geschehen sein. Auf eine Abweisung der Klage wie in Los Angeles kann Spacey hier aber nicht hoffen - das britische Strafrecht kennt keine Verjährung.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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