Das war dann wohl nichts! Die über Wochen herbeigeredete Apokalypse, die der ominöse Maya-Kalender für den 21.12.2012 vorgesehen hatte, ist ausgefallen. Einfach ausgefallen. Tse tse. Auf der ganzen Welt zog der Untergang an den Schaulustigen vorbei. Ohne Massenselbstmorde. Ohne fallende Meteroiten. Einfach so. Ob die Untergangsjünger nun froh sind, dass alles noch steht, oder doch enttäuscht sind, dass das große Feuer ausgeblieben ist - man wird es nicht herausfinden. Für alle anderen gilt: Hallo Welt, es gibt dich noch!
Je näher der Termin rückte, waren immer mehr Menschen der Ansicht, dass keine Feuerbälle vom Himmel fallen und sich die Erde nicht auftun werde. Vom Weltuntergang war nicht mehr die Rede, sondern von einem Zeitenwandel, den die Maya für alle 5200 Jahre vorhersagten. Vielleicht hatte man Angst, die geweckten Erwartungen doch nicht ganz erfüllen zu können. Roland Emmerich hatte die Messlatte mit seinem Katastophen-Epos aber auch ganz schön hoch gelegt.
Bei den Daten waren sich Hobby-Wissenschaftler, Esoteriker, Sensationslustige und einige Medien ohnehin nicht ganz einig. Sollte der Maya-Kalender wirklich am 21.12.2012 enden? Natürlich nicht! Kein Kalender endet, auch der Maya-Kalender nicht. So wie sich unser Kalender aus verschiedenen Perioden zusammensetzt (Wochen, Monate, Jahre) gibt es auch im Maya-Kalender verschiedene Abschnitte.
Untergang oder doch nur Übergang?
Die Maya verwenden dabei im sogenannten long count fünf verschiedene Zahlen, um ein Datum anzugeben. Wenn bei uns beispielsweise der 17.12.2003 ist, wäre bei den Maya das Datum 12.3.5.11.12. Woher also kamen die Untergangsszenarien? Am 21.12.2012 endet eine der großen Periode des Kalenders und eine neue beginnt. Es wird vom Maya-Datum 12.19.19.17.19. zum Maya-Datum 13.0.0.0.0. gewechselt. Dieser Übergang ist vergleichbar mit dem von 31.12.1999 zu 01.01.2000 in unserem Kalender.
Aber Moment: gab es da nicht auch Horrorszenarien? Der Millenium-Bug war noch das harmloseste. Auch da geschah: nichts.
Mit der Apokalypse ist das ja immer so eine Sache. Vorausgesagt wird sie häufig. Eingetreten ist sie, wir alle wissen, nie. Die ersten Untergangszenarien wurden sehr früh nach Jesus Tod vorausgesagt. "Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft", hatte bereits Jesus selbst laut Bibelübersetzung gesagt. Also verlegten die Urchristen einen ersten Weltuntergang in ihre eigene Lebenszeit. Im Abstand von Jahrzehnten kommt es seitdem immer wieder zur vermeintlichen Apokalypse. Christen und Astronomen waren dabei immer ganz vorne dabei.
Einer, der eher für einen aufgeklärten Umgang mit der Bibel steht, konnte den Untergang gar nicht schnell genug herbeisehnen: Martin Luther. Er musste ihn dann immer wieder verschieben. 1532 ließ er zum ersten Mal die Welt untergehen. Als es dann 1532 doch nichts mehr werden wollte mit der Apokalypse, verschob Martin Luther den Weltuntergang um sechs Jahre auf 1538. 1541 war schließlich der dritte und letzte Termin, für den er den Weltuntergang prophezeite. Verständlicherweise ließ er es mit den Prognosen daraufhin sein und wollte sich nicht mehr auf einen genauen Termin festlegen lassen. Aber damit stand er nicht alleine da. Bis zur Aufklärung waren die Jahrhunderte voller apokalyptischer Propheten.
Nostradamus prophezeite die Gangnam-Style-Apokalypse
Je mehr über die Apokalypse berichtet wird, desto häufiger scheint sie aufzutreten. In den letzten Jahren wurden die Termin geradezu inflationär. Allein in diesem Jahr hätte die Welt zwei Mal untergehen sollen. Hat aber niemand mitbekommen.
Michael Drosnin, Autor des umstrittenen Buches Der Bibelcode, glaubte, in den fünf Büchern Mose eine geheime Botschaft entdeckt zu haben, aus der hervorgeht, dass ein Komet auf der Erde einschlagen und alles Leben vernichten wird. Die Seherin Sakina Blue Star interpretierte die Sagen der Hopi-Indianer und prophezeite ebenfalls den Untergang.
Über eine der amüsantesten Theorien schrieb der Blogger Florian Freistetter - und rechnete mit obskuren Erklärungen ab. "Zur Zeit macht die Geschichte die Runde, das Nostradamus prophezeit hätte, die Welt würde untergehen, wenn das Video von 'Gangnam-Style' eine Milliarde Aufrufe bei YouTube hätte. (...) Angeblich soll Nostradamus folgendes geschrieben haben: 'Vom stillen Morgen wird das Ende mit einem tanzenden Pferd kommen, wenn die Zahl der Kreise neun beträgt.' (...) Klingt beeindruckend konkret, oder? Und deswegen kann es nur ein Fake sein. Denn Nostradamus Prophezeiungen sind viel, aber nie konkret."
Der nächste Termin kommt bestimmt - und auch dieser sollte konsequent ignoriert werden. Nun, einmal nachtreten sollte uns erlaubt sein ...