Maul- und Klauenseuche:Zweiter Verdachtsfall in Großbritannien

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Wenige Tage nach dem Ausbruch der gefährlichen Maul- und Klauenseuche in England haben die Behörden einen zweiten Verdachtsfall gemeldet. Auf dem betroffenen Hof in der Grafschaft Surrey mussten 50 Tiere getötet werden.

In Südengland ist ein zweiter Hof mit der Maul- und Klauenseuche infiziert worden. Betroffen ist eine Herde innerhalb der Drei-Kilometer-Sperrzone, die nach dem ersten Fall im Dorf Normandy in der Grafschaft Surrey errichtet wurde. Die 50 Rinder der Herde wurden vorsichtshalber getötet, wie Chefveterinärin Debby Reynolds mitteilte. Der zweite Fall verstärkte die Sorge, dass sich die Seuche weiter ausbreiten könnte. Nach Angaben von Umweltminister Hilary Benn haben Bluttestes bei einigen der getöteten Tiere den Verdacht der Infektion mit dem MKS-Virus jetzt bestätigt

Untersuchungen sollen klären, ob die Herde auf dem Hof des Bauern Laurence Matthews von Tieren des Nachbarhofs angesteckt wurde. Möglicherweise stammen die Erreger aber auch in diesem Fall aus einem Labor in der nahegelegenen Ortschaft Pirbright, das seit dem Ausbruch der Seuche am Freitag im Mittelpunkt der Untersuchungen steht. Erste Prüfungen hätten keinerlei Hinweise auf Verstöße gegen Sicherheitsvorkehrungen ergeben, sagte der Geschäftsführer des Labors von Merial Animal Health, David Biland.

Das Unternehmen nahm unterdessen die Produktion von Impfstoffen gegen die Tierseuche wieder auf. Die Behörden gaben bei Merial 300.000 Dosen eines speziellen Impfstoffs in Auftrag.

Umweltminister Hilary Benn verteidigte diese Entscheidung gegen die Kritik, dass nun dasselbe Unternehmen vom Verkauf des Impfstoffs profitiere, das möglicherweise den Ausbruch der Seuche verursachte. In Deutschland sehen die Behörden weiter keine akute Gefahr eines Ausbruchs der Tierkrankheit.

Matthews war einer der Bauern, die am Montag mit Premierminister Gordon Brown zusammentrafen. Danach habe er gehofft, dass die Seuche eingedämmt sei, sagte Matthews am Dienstag. "Jetzt haben wir einen Rückschlag erlitten, und die meisten Bauern sind sehr besorgt." Matthews kritisierte, dass nicht alle Fußwege innerhalb der Sperrzone geschlossen worden seien.

Am Freitagabend hatten die britischen Behörden eine MKS-Erkrankung von Rindern auf einem Hof im südenglischen Surrey bestätigt. Daraufhin wurden rund 120 Rinder getötet und verbrannt. Bei zwei Tieren wurde das Virus nachgewiesen.

Umweltminister Hilary Benn äußerte die Vermutung, die schweren Überschwemmungen in der Region im vergangenen Monat könnten zum Ausbruch der Seuche beigetragen haben. "Das ist eine der Möglichkeiten, die wir untersuchen", sagte Benn dem Fernsehsender Channel 4. Der Bauernhof in Surrey sei ebenfalls überflutet gewesen.

90 Prozent nach Europa

Nach der Verhängung eines EU-Importverbots für britische Milchprodukte, lebende Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen befürchtete die britische Fleischwirtschaft Verluste von umgerechnet bis zu 15 Millionen Euro wöchentlich.

Rund 90 Prozent der britischen Fleisch- und Zuchtvieh-Exporte gingen nach Europa, sagte Guy Attenborough von der Kommission für Fleisch und Tierzucht. Großbritannien steht bis heute unter dem Eindruck des schweren Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche im Jahr 2001, der die einheimische Wirtschaft umgerechnet 11,9 Milliarden Euro kostete.

Seinerzeit wurden mehr als 2000 Infektionen bestätigt, Millionen Tiere wurden notgeschlachtet und verbrannt.

In Deutschland bestand nach Behördenangaben weiter keine akute Gefahr eines Ausbruchs der Seuche. Wie der Präsident des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit (Friedrich-Loeffler-Institut), Thomas Mettenleiter, der Passauer Neuen Presse sagte, untersuchte das Referenzlabor des Instituts zwar noch Proben von Tieren, die in den letzten vier Wochen aus England importiert wurden. "Bis jetzt waren aber alle negativ", sagte Mettenleiter. Für den Menschen bestehe durch die Seuche keine Gefahr, betonte er.

Am Montag verhängte die EU ein Exportverbot für Fleisch aus Großbritannien. Alle Ausfuhren von frischem Rind-, Schweine-, Schaf- und Ziegenfleisch wurden gestoppt. Ganz Großbritannien mit Ausnahme Nordirlands wurde als "Hochrisikogebiet" eingestuft, sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel.

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