Maßstäbe setzend:Jens Priewes Große Weinschule

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Man kann nicht anders, als dieses Buch auch weiterhin als das beste einführende Werk zum Thema Wein zu bezeichnen

Stephan Reinhardt

Der Engländer Hugh Johnson galt mit seinem sehr guten, inzwischen aber auch sehr betagten Weinatlas lange Zeit als führender Weinbuchautor in Deutschland. Sowohl sein "Atlas" als auch "Der große Johnson" waren Standardwerke in der deutschsprachigen Weinliteratur. 1995 dann erhielt der nie angemessen überarbeitete Johnson-Atlas mit dem großen Weinatlas von Oz Clarke (bei Droemer, momentan nur über das moderne Antiquariat zu beziehen) eine ernsthafte Konkurrenz, um dann wenig später gegen Jens Priewes "Große Weinschule" endgültig die Segel streichen zu müssen.

Eine bessere Weinschule ist uns nicht bekannt: Jens Priewes hochinformative Einführung in die Welt des Weins, die soeben bei Heyne, komplett neu bearbeitet, wieder erschienen ist. (Foto: N/A)

Es lässt sich heute kaum vorstellen, dass ein Weinbuch, für Einsteiger und Fortgeschrittene zugleich geeignet, besser, informativer und umfassender geschrieben werden kann als das des in München lebenden ehemaligen Wirtschafts- und heutigen Weinjournalisten. Sowohl der Zabert Verlag als auch Priewe selbst haben sich aber nicht auf den Lorbeeren ausgeruht, die der Erstveröffentlichung gefolgt waren. Sie haben das Werk entsprechend den rasanten Veränderungen in der Weinwelt in den letzten Jahren gehörig erweitert und ergänzt.

Das Buch startet mit einem umfangreichen Teil zum Weinbau, das sich ausschließlich agronomischen Aspekten widmet. Das ist keineswegs trocken, sondern hilft zu verstehen, dass eben die Lage und die klimatischen Bedingungen darüber entscheiden, wie der werdende Wein beschaffen sein wird. Dass an diesen natürlichen Voraussetzungen im Keller dann gehörig herumgeschraubt werden kann und wird, davon handeln die ebenfalls ausführlichen nächsten Kapitel zur Kellerwirtschaft und zum Ausbau des Weins. Im Mittelteil werden dann die wichtigsten Anbaugebiete der Welt vorgestellt - Priewe selbst hat inzwischen fast alle selbst bereist -, bevor dem Leser im letzten Teil praktische Tipps zum Umgang mit Wein an die Hand gegeben werden. Sehr interessant dabei ist das Kapitel über die Verkostung, aber auch das Weinwissen für zuhause (Lagern, Servieren, Fehler erkennen usf.) ist unverzichtbarer Lektüreteil dieser Weinschule.

Wein richtig genießen zu können setzt voraus, ihn erst einmal verstehen zu können. Das ist einem nicht in die Wiege gelegt, sondern man muss es erlernen. Um nachvollziehen zu können, dass ein Wein für 50 € tatsächlich hochwertiger ist als einer für 5 €, muss man wissen, was diesen Mehrpreis rechtfertigt. Und dann, darauf dürfen Sie vertrauen, wird Ihnen ein hochwertiger Wein auch tatsächlich besser schmecken als ein auf das schnelle Gefallen produzierter Industriewein. Zu all dem liefert Priewes Weinschule die nötigen Informationen, die stets sachlich und frei von Vorurteilen oder ideologischen Scheuklappen dargeboten werden.

JENS PRIEWE: WEIN - DIE GROSSE SCHULE, überarbeitete Neuausgabe, München: Zabert Sandmann 2001, Preis: 25,51 €

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