Mars-Mission:"Beagle 2" möglicherweise in Krater gestürzt

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Seit ihrer Landung auf dem Roten Planeten hat sich die Sonde der Europäischen Weltraumbehörde ESA noch nicht gemeldet. Wie der britische Projektleiter Colin Pillinger berichtet, könnte das Gerät in einem Krater gestrandet sein, der erst jetzt auf Nahaufnahmen im Zielgebiet entdeckt worden ist.

Der Krater von etwa einem Kilometer Durchmesser wurde erst jetzt auf Nahaufnahmen vom Zielgebiet des Roboters entdeckt.

So sollte die Sonde "Beagle 2" landen - mit Hilfe von Ballons, die den Aufprall dämpfen. Ob dies geklappt hat, ist noch unklar - die Sonde meldet sich nicht. (Foto: Foto: ESA)

Letzte Gewissheit werde die europäische Sonde "Mars-Express" bringen, die am 4. Januar ihre endgültige Umlaufbahn um den Roten Planten erreicht und dann systematisch nach dem Roboter suchen kann, hieß es aus dem europäischen Raumfahrtkontrollzentrum ESOC in Darmstadt.

Der Krater ist nach Angaben Pillingers von der Nasa-Sonde "Mars Global Surveyer" am ersten Weihnachtstag wenige Minuten vor der Landung des Roboters aufgenommen worden.

"Unglaubliches Pech"

Es wäre "unglaubliches Pech", wenn "Beagle 2" in dem 10 mal 70 Kilometer großen Landegebiet direkt in den Krater gestürzt wäre "und natürlich keine gute Nachricht", sagte der Wissenschaftler.

In dem möglicherweise mehrere hundert Meter tiefen Krater könnte der Roboter, der nicht größer ist als ein Autoreifen, keine Signale absetzen. Außerdem bekäme er nicht genug Sonnenlicht für seine Kollektoren. Wenn er am Kraterrand gelandet ist, könnten nach Ansicht der Wissenschaftler Gesteinsbrocken die Entfaltung seiner Sonnensegel verhindern.

Allerdings gibt es für Pillinger auch andere Erklärungen für das Schweigen von "Beagle 2". Denkbar sei, dass sich die Zeituhr für das Senden des Signals verstellt hat und deshalb kein Kontakt zu Stande kommt. Mit dem Eintreffen des "Mars-Express" werde die Lande- Einheit ihren Sendemodus ändern und sich häufiger melden.

"Beagle 3-Mission" möglich

Unterdessen stellte die britische Regierung eine "Beagle 3-Mission" in Aussicht, falls das aktuelle Projekt scheitert. "Wir haben immer gewusst, dass "Beagle 2" ein Projekt mit großen Risiken war und müssen in Zukunft der Versuchung widerstehen, nur noch Projekte mit geringen Gefahren durchzuführen", sagte Wissenschafts-Staatssekretär Lord Sainsbury.

Bislang versuchte die US-Sonde "Odyssey" vergeblich, ein Lebenszeichen zu empfangen. Sie wird in den kommenden Tagen noch vier Mal die Stelle überfliegen. "Der Winkel ist allerdings sehr spitz, und deshalb setzen wir keine allzu großen Hoffnungen darauf", sagte ESOC-Sprecherin Jocelyne Landeau-Constantin. Das Lovell-Teleskop im englischen Jodrell Bank, das ebenfalls an der Suche beteiligt war, hat durch die Marsdrehung nun keine Chance mehr, ein Signal aufzufangen.

"Beagle 2" soll mit Hilfe von Bodenproben rund ein Viertel der wissenschaftlichen Experimente der Mars-Mission ermöglichen, die Mehrzahl wird mit Radar und speziellen Kameras vom Mutterschiff aus unternommen.

Als großen Erfolg der Mission werten die Wissenschaftler, dass sich die Muttersonde "Mars Express" seit Donnerstag planmäßig auf ihrer Umlaufbahn um den Roten Planeten befindet. Der Orbiter soll in den kommenden Tagen ausführliche Untersuchungen der Oberfläche, Bodenstrukturen und Atmosphäre des Planeten vornehmen. Die Inbetriebnahme einiger wissenschaftlicher Bordinstrumente wird Mitte Januar beginnen. Die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse werden in der zweiten Monatshälfte erwartet.

Das ESA-Projekt ist die erste von drei derzeit laufenden Mars-Missionen, für die Europäer und Amerikaner eine günstige Planeten-Konstellation nutzten. Im Januar sollen zwei US-Sonden mit den fahrbaren Landerobotern "Spirit" und "Opportunity" den Mars erreichen. Seit 1960 hat es zahlreiche Versuche - vor allem der Sowjetunion und der USA - gegeben, den Nachbarplaneten der Erde mit Flugkörpern zu erreichen. Die meisten schlugen fehl. Erst 1976 gelang den USA die erste weiche Landung einer Sonde auf dem Mars.

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