"Mars Express":ESA weist Wasser auf dem Roten Planeten nach

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Die Instrumente an Bord der europäischen Marssonde haben bestätigt, dass auf dem Roten Planeten Wasser existiert: In der südlichen Polkappe identifizierten die ESA-Forscher Eis, in der Atmosphäre fanden sie Wasserdampf.

"Wir haben Wassereis auf dem Südpol identifiziert", sagte Vittorio Formisano von der europäischen Raumfahrtagentur ESA am Freitag in Darmstadt.

OMEGA-Aufnahme der südlichen Polkappe: Rechts ist die sichtbare Mars-Oberfläche zu sehen, in der Mitte Kohlendioxid-Eis, links gefrorenes Wasser. (Foto: Foto: ESA)

Die von "Mars Express" gelieferten Daten bestätigen Erkenntnisse der US-Sonde "Mars Odyssey" vom März 2002. Auch am Nordpol des Roten Planeten wird Wassereis sowie gefrorener Kohlenwasserstoff - so genanntes Trockeneis - vermutet.

"Der Mars Express ist ein gigantischer Erfolg für die europäische Raumfahrt", sagte Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD): "Seine Daten revolutionieren unser Wissen vom Roten Planeten."

Die Suche nach Wasser als Voraussetzung für Leben war eines der wichtigsten Ziele der europäischen Mars-Mission. Laut "Mars Express"-Projektleiter Rudolf Schmidt gab es immer Vermutungen, dass es Wassereis am Südpol gibt. Den europäischen Wissenschaftlern gelang nun ein Beweis dafür, dass sich im Süden tatsächlich gefrorenes Wasser befindet. Zudem gibt es dort gefrorenes Kohlendioxid, so genanntes Trockeneis.

In den kommenden Monaten wollen die Forscher nun Wasser unter der Oberfläche des Planeten suchen. Die Suche soll mit einem Radar-ähnlichen System erfolgen, das den Boden bis zu einer Tiefe von fünf Kilometern analysiert. Dieses Instrument an Bord von "Mars Express" soll aber erst im April seine Arbeit aufnehmen.

Fortschritt für Pläne einer bemannten Mars-Mission

Neben möglichen Rückschlüssen auf Leben auf dem Mars wäre der Fund von Wasser auch ein Fortschritt für die Pläne einer bemannten Mars-Mission. Es würde kein Wasser mehr dafür gebraucht, und es gebe Energiequellen, sagte Mars-Express-Flugdirektor Mike McKay. US-Präsident George W. Bush hatte jüngst angekündigt, Astronauten zum Mond und zum Mars schicken zu wollen.

Die ESA-Forscher präsentierten am Freitag spektakuläre Bilder vom Roten Planeten. Auf dem Mars befinden sich riesige Krater und Vulkane, aber auch Landschaften, die auf frühere Ozeane hindeuten könnten. Die Aufnahmen wurden von einer Hochleistungs-Stereokamera gemacht, die in Deutschland entwickelt wurde. Es seien "unglaubliche Ergebnisse", von denen er selbst "überrascht" worden sei, sagte der verantwortliche Wissenschaftler Gerhard Neukum von der Freien Universität Berlin. Die Aufnahmen seien die schönsten, die sie bisher gesehen habe, sagte Bulmahn.

ESA-Wissenschaftsdirektor David Southwood betonte, die jetzigen Ergebnisse seien erst der Anfang. Der Vorhang sei gerade erst gelüftet.

Der "Mars Express" war am 2. Juni vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur auf seine 400 Millionen Kilometer lange Reise zum Roten Planeten gestartet. Forschungsministerin Edelgard Bulmahn nannte die europäische Mars-Mission am Freitag einen "gigantischen Erfolg für die europäische Raumfahrt".

Bangen um die "Spirit"

Die Weltraumbehörde Nasa bangt unterdessen weiter um ihre Marssonde "Spirit". Experten in der Bodenzentrale in Pasadena (Kalifornien) arbeiten auf Hochtouren daran, den Kontakt zu dem Roboter wieder herzustellen.

Die Hoffnungen der Nasa, dass die Sonde am Freitagmorgen MEZ wieder mit dem Mars-Orbiter "Odyssey" kommunizieren würde, erfüllte sich nur zum Teil: Zwar kam eine Bestätigung des Roboters, dass er Befehle von der Erde empfängt - er sendet jedoch keine Daten mehr. Das Signal zeigt normalerweise an, dass der Spirit aufgrund von Problemen nur noch im Sicherheitsmodus arbeitet, um Schäden zu vermeiden.

"Das heißt, sie ist nicht tot, und das ist ermutigend. Die Sonde empfängt die Befehle, kann sie aber aus irgendwelchen Gründen nicht umsetzen", sagte ein Nasa-Vertreter in Pasadena.

"Spirit" hatte seit Mittwoch - knapp drei Wochen nach seiner Landung auf dem Roten Planeten - keine Fotos oder Daten mehr zur Erde gesendet.

Am Mittwoch hatte die Nasa die Kommunikationsprobleme noch auf einen Sturm in Australien zurückgeführt. Dort befindet sich in der Nähe von Canberra eine der verwendeten Antennen des Deep-Space-Kommunikationsnetzwerks.

Nach Angaben der Weltraumbehörde gibt es bislang keinerlei Aufschluss über die Ursache für das Schweigen. Experten schlossen weder eine mechanische Panne noch ein Softwareproblem des Rovers aus. Auch eine zu starke Entladung der Batterie der Sonde galt als möglich. Noch Anfang der Woche hatte der Rover Bilder in spektakulärer Schärfe vom Mars geschickt.

Unterdessen nähert sich "Spirits" Zwillingsroboter "Opportunity" weiter dem Roten Planeten. Die Sonde soll am Sonntag um 6.05 Uhr MEZ auf dem Mars landen. Der Anflug verlaufe problemlos, hieß es am Donnerstagabend bei der Nasa.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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