Mali:Neuer Hoffnungsschimmer für die Sahara-Geiseln

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Die Freilassung der in der Sahara entführten europäischen Touristen steht möglicherweise kurz bevor. Die 14 Geiseln aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz könnten nach Angaben aus Verhandlungskreisen in Mali am Montag freikommen. Laut Auswärtigem Amt hingegen gibt es "keinen neuen Stand."

Der "enorme Fortschritt" bei den Verhandlungen mit den Geiselnehmern mache diesen Ablauf "sehr wahrscheinlich", erfuhr AFP aus Kreisen der Unterhändler in der malischen Hauptstadt Bamako.

Gelinge die Freilassung am Montag nicht, werde die Heimkehr der Geiseln erst wieder frühestens in "vier Wochen" möglich, da "alles von den Entführern" abhänge, hieß es in Bamako ohne genauere Erklärung weiter.

Drei Optionen

Für die Phase unmittelbar nach der Freilassung der Geiseln gebe es eine Reihe von Planungen, drei Möglichkeiten seien jedoch wahrscheinlich:

Im ersten Szenario könnten die Geiseln demnach direkt in ihre jeweiligen Heimatländer ausgeflogen werden, wo sie dann behandelt werden sollten, hieß es aus Verhandlungskreisen.

Eine zweite Möglichkeit sei die Erstversorgung durch ein deutsches MedEvac-Flugzeug, das entgegen bisheriger Angaben noch nicht in Mali sei, sondern noch immer in Deutschland in Bereitschaft stehe und kurzfristig entsandt werden könne. Verteidigungs- und Außenministerium in Berlin wollten keine Angaben zu einer solchen Militärmaschine machen.

Die dritte Option ist laut Verhandlungskreisen die medizinische Versorgung der Entführten zunächst in Mali. In jedem Fall würden die Geiseln vermutlich zunächst nach Bamako gebracht, wo inzwischen "alle Vorbereitungen getroffen" seien.

Zu einer möglichen Lösegeldzahlung wollten die Unterhändler keine neuen Hinweise preisgeben, da "Menschenleben auf dem Spiel" stünden.

Viele Fehlinformationen

"In dieser Angelegenheit" seien in den vergangenen Wochen jedoch "viele falsche Informationen im Umlauf" gewesen. Ein gemeinsamer Arbeitsstab mit rund einem Dutzend Vertreter Deutschlands, der Schweiz und der Niederlande ist demnach weiter in der Sache aktiv.

Vor wenigen Tagen seien erneut drei deutsche Sicherheitsbeamte in Bamako eingetroffen, hieß es von Seiten der malischen Behörden.

Bereits in der vergangenen Woche war etwa ein Dutzend deutsche BND-Agenten in in der malischen Hauptstadt eingetroffen.

Im Norden Malis halten die algerischen Kidnapper 14 europäische Geiseln fest, unter ihnen neun Deutsche. Zuletzt hatten sich die Anzeichen auf Bewegung im Geiseldrama gemehrt.

Am vergangenen Donnerstag soll es aber im Grenzdreieck zwischen Algerien, Mali und Niger übereinstimmenden Berichten zufolge zu Gefechten zwischen einer algerischen Militäreinheit und bewaffneten Islamisten gekommen sein, die möglicherweise mit der laufenden Geiselnahme in Zusammenhang standen.

Der malische Vermittler Iyad Ag Ghali bemüht sich derzeit um eine Freilassung der Urlauber.

Im Frühjahr waren binnen weniger Wochen insgesamt 32 europäische Urlauber in der algerischen Sahara entführt worden. Eine 46-jährige Deutsche starb an den Folgen der Strapazen. Im Mai wurden 17 Geiseln durch die algerische Armee befreit, unter ihnen sechs Deutsche.

(sueddeutsche.de/AFP)

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