Mafiamorde in Duisburg:Kripo beklagt sich über Carabinieri

Lesezeit: 2 min

Ein Jahr nach den Duisburger Mafiamorden kritisieren die deutschen Ermittler die Zusammenarbeit mit den Italienern. Der mangelnde Informationsfluss sei "nicht hinnehmbar".

Ein Jahr nach dem sechsfachen Mafia-Mord von Duisburg hat der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) die Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden als teilweise "defizitär" bemängelt. So sei es "nicht hinnehmbar", dass Festnahmen in Italien der Duisburger Kriminalpolizei erst durch die Medien bekannt geworden seien, erklärte der BDK-Bundesvorsitzende Klaus Jansen. Die eigens beim Bundeskriminalamt (BKA) eingerichtete binationale "Task-Force" werde dem Anspruch eines intensiven Informationsaustausches bis heute nicht gerecht.

Tatort vor dem italienischen Restaurant Da Bruno in Duisburg: Hier starben im vergangenen Jahr sechs Italiener im Kugelhagel. (Foto: Foto: ddp)

Vor einem Jahr sind in der Nacht zum 15. August in Duisburg in der Nähe des Duisburger Hauptbahnhofs sechs Italiener im Alter zwischen 16 und 38 Jahren mit zahlreichen Schüssen regelrecht hingerichtet worden. Als Hintergrund gilt eine jahrelange Fehde zweier kalabresischer Mafia-Clans.

Im Zusammenhang mit den Morden habe Deutschland eine bilaterale Ermittlungskomission angeregt, wie dies bereits in anderen Fällen etwa mit den Niederlanden praktiziert worden sei. Dies aber sei am Widerstand Italiens gescheitert, kritisierte Jansen.

Das Land weigere sich, ein entsprechendes Abkommen zu unterzeichnen: "Während sich die italienische organisierte Kriminalität wie eine Krake über Europa ausbreitet, versuchen die italienischen Behörden das Problem der Mafia lokal in den Griff zu bekommen. Da wird der Begriff der Souveränität zum Freibrief für gefährliche Kriminelle", schimpfte Jansen. Italien dürfe sich nicht länger einer engeren Kooperation in der Verbrechensbekämpfung verschließen.

Bei der Zusammenarbeit mit den Carabinieri in Kalabrien gebe es stets Probleme, wenn es um formale Rechtshilfegesuche gehe, um Ermittlungen in Italien auch in einem möglichen deutschen Strafprozess verwertbar zu machen. Grund seien die unterschiedliche Polizeiorganisation und lange Informationswege.

Um die Kommunikation zu verbessern, forderte der BDK-Bundesvorsitzende eine "regelmäßige Kontaktbörse der Ermittler". Ein solches "Gremium auf Arbeitsebene" sei einer höher angesiedelten BKA-Task-Force vorzuziehen.

Dennoch kann sich das bisherige Ermittlungsergebnis nach Einschätzung des BDK durchaus sehen lassen: Ein noch flüchtiger Täter sei immerhin identifiziert. Die in Deutschland lebende italienische Abgeordnete Laura Garavini forderte, der Fahndungsdruck dürfe auch weiter nicht nachlassen. Ein Erfolg in dem Fall wäre der Oppositionsabgeordneten von der linksbürgerlichen Demokratischen Partei zufolge "ein deutliches Signal, dass der internationale Kampf gegen die organisierte Kriminalität erfolgreich ist und es für Mafiosi nirgendwo in Europa ein Entkommen gibt".

Garavini repräsentiert zusammen mit sieben weiteren Mitgliedern des Parlaments in Rom die rund 1,5 Millionen Auslandsitaliener in Europa. Sie schlug vor, Italiens Anti-Mafia-Gesetze auf den ganzen Kontinent auszudehnen - sie böten zum Beispiel die Möglichkeit, als Mafiosi Verdächtigte abzuhören oder deren Privatbesitz einzuziehen.

© AFP/hai/vs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: