Luxusliner "Queen Elizabeth 2":Der Krisen-Kreuzer

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Erst verschwand eine Passagierin spurlos, nun breitet sich ein Virus unter den Reisenden aus. Die Geschichte der "Queen Elizabeth 2" ist eine Geschichte der Malheure. mehr ...

Hunderte Passagiere sind derzeit auf der "Queen Elizabeth 2" an einem Magen-Darm-Virus erkrankt. Wie der San Francisco Chronicle berichtete, haben sich seit dem Auslaufen des Schiffes in Fort Lauderdale in Florida am 10. Januar 276 Passagiere und 28 Besatzungsmitglieder mit einem Noro-Virus infiziert, der Erbrechen und Schwindel auslöst.

Das von der britischen Kreuzfahrtgesellschaft "Cunard Lines" betriebene Schiff lief am Mittwoch in San Francisco ein. Dem Bericht nach sind Mitarbeiter der US-Gesundheitsbehörde CDC an Bord gegangen, um den Ozeanriesen gründlich zu desinfizieren.

Das Kreuzfahrtschiff macht damit schon das zweite Mal innerhalb eines Monats von sich Reden. Ende Dezember war eine Hamburgerin auf den Schiff unter rätselhaften Umständen verschwunden. Die 62-Jährige Sabine L. war am Morgen des 30. Dezembers zum Schwimmen im bordeigenen Pool gegangen und nicht in die Kabine zurückgekehrt. Das gesamte Schiff wurde nach ihr durchsucht - ohne Erfolg. Sabine L. blieb verschwunden.

Fahrt auf der Titanic-Route

Die Familie glaubt nicht an einen Selbstmord der Hamburgerin. Die Angehörigen vermuten, dass Sabine L. entweder über die Reling gefallen oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.

Bereits in früheren Jahren hatte das Schiff einiges zu überstehen, das bis 1994 vor allem auf der Transatlantik-Route fuhr, auf der die "Titanic" versank. 1972 sprangen nach einer Bombendrohung Kommandotrupps mit Fallschirmen vor Neufundland auf die "QE 2". Zehn Jahre später blieb das Luxusschiff aufgrund einer mechanischen Panne vier Tage vor der Küste von Cornwall liegen.

1983 fiel während einer Kreuzfahrt die gesamte Stromversorgung aus. Wegen erneuter Stromprobleme konnte das Schiff ein Jahr darauf den Atlantik nur mit halber Fahrt überqueren.

Auch in den 90er Jahren kam die "QE 2" mehrfach in die Schlagzeilen. 1992 lief die 67.000 Tonnen schwere "Königin der Meere" vor Buzzards Bay im US-Staat Massachusetts auf einen unkartierten Felsen und verklemmte sich in einer Unterwasserrinne. Die Passagiere mussten damals mit einer Fähre von Bord gebracht werden. Verletzt wurde niemand.

Monsterwelle vor Neufundland

Im Jahr 1994 lieferte die "QE 2" erneut Gesprächsstoff, als sich das Schiff den Reisenden nach einer Generalüberholung nicht als Luxusliner, sondern als schwimmende Baustelle präsentierte. Löcher im Deck und herumliegende Planken, braunes Wasser und ein stinkendes Hallenbad vergällten den Passagieren die Überfahrt.

Ihre größte Bewährungsprobe erlebte die "QE 2" im September 1995, als Hurrikan-Ausläufer vor Neufundland gigantische Wellenberge auftürmten. Eine mehr als 30 Meter hohe, so genannte Monsterwelle rollte über das Schiff hinweg. Wie durch ein Wunder wurde dabei niemand verletzt. Und auch am Schiff selbst fanden sich keine Schäden - außer einer Delle im Vorschiff.

Überhaupt war in der mehr als 30 Jahre dauernden Geschichte der "QE 2" bislang niemand durch widrige Wetterbedingungen oder Probleme an Bord ums Leben gekommen. Das rätselhafte Verschwinden der Hamburgerin Sabine L. ist der erste Fall auf dem Schiff, bei dem vermutlich ein Mensch ernsthaft zu Schaden gekommen ist.

Seit ihrer Jungfernfahrt 1969 ist die "QE 2" 25 Mal um die Welt gefahren. Sie ist derzeit mit mehr als 1600 Passagieren und rund 1000 Besatzungsmitgliedern auf einer Weltreise, die am 8. Januar in New York begann. Nächstes Fahrziel ist Hawaii.

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