Lüdenscheid:SEK-Kommando irrt sich in der Tür

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Eigentlich sollte ein Rocker der "Freeway Riders" festgenommen werden, der einen anderen Rocker durch einen Schuss lebensgefährlich verletzt haben soll. Doch die Beamten überraschten eine 88-Jährige.

Von Eva Casper, Lüdenscheid

Sechs Uhr morgens, es ist noch dunkel. Zu so einer Zeit rechnet man nicht mit Telefonanrufen oder Besuchen und schon gar nicht mit einer schwer bewaffneten SEK-Einheit, die einem die Tür eintritt und auf dem Balkon eine Blendgranate zündet. So ist es aber einer Frau am vergangenen Donnerstag in einem Mehrfamilienhaus im westfälischen Lüdenscheid ergangen. Eigentlich sollte ein Rocker der "Freeway Riders" festgenommen werden, der ein Mitglied einer rivalisierenden Rockergruppe durch einen Schuss lebensgefährlich verletzt haben soll. Doch statt eines mutmaßlich gefährlichen Rockers begegnete den Beamten nur eine überraschte 88-Jährige.

Die habe auf den ungebetenen Besuch "bemerkenswert tough" reagiert, sagt Gerhard Pauli von der Staatsanwaltschaft Hagen. Woran er das festmache? "Sie hat keinen Herzinfarkt bekommen" - und sie habe Scherze gemacht.

Wie es zu der Panne kommen konnte, ist noch unklar. Sicher ist nur, dass die Beamten sich in der Adresse geirrt haben. "Menschen machen Fehler", sagt Pauli. Der Gesuchte wohnte zwei Häuser weiter. Von dem falschen Einsatz bekam er nichts mit, er wurde später festgenommen.

Auf dem Schaden bleibt die überrumpelte Seniorin nicht sitzen. Die zerstörte Tür werde ersetzt und die Frau bekäme einen Blumenstrauß, sagt Pauli. Anders als bei einem Fall aus dem Jahr 2011. Damals brach die Münchner Polizei die Tür eines vermeintlichen Drogendealers ein - allerdings die falsche. Die Bewohner zogen vor Gericht, weil sie den Schaden ersetzt haben wollten, und scheiterten. Der Unterschied zum Fall der Seniorin in Lüdenscheid: Die Betroffenen hatten zufällig denselben Nachnamen wie der Beschuldigte. Und die Beamten hatten geklingelt. Die Bewohner hatten also Zeit zu reagieren. Die hatte die 88-Jährige nicht.

© SZ vom 12.12.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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