London:Ein Brunnen für die "Königin der Herzen"

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Die Schmallippigkeit, mit der Elisabeth auf die Popularität ihrer Schwiegertochter reagierte, hat dem Königshaus geschadet. Die Königin hat hinzugelernt und eröffnet eine Gedenkstätte für Prinzessin Diana.

Von Imke Henkel

Ein perfektes, gefrorenes Lächeln der Queen, ein makelloser Diener des Grafen, ein kurzer Händedruck - dann ist die erste öffentliche Begegnung zwischen Königin Elisabeth II. und Graf Spencer seit Prinzessin Dianas Beerdigung vorbei. Das Treffen zwischen Schwiegermutter und Bruder hatten britische Hofreportern schon im Voraus "historisch" genannt.

Die Queen in lila schreitet den Gedächtnisbrunnen für Diana ab: In einer 50 mal 80 Meter großen ovalen Rinne aus Granit fließt Wasser durch den Hyde Park. (Foto: Foto: AP)

Die Eröffnung des Prinzessin-von-Wales-Gedenkbrunnens im Hyde Park sollte den Graben überbrücken, der das englische Königshaus nicht nur von der Familie Spencer, sondern auch von denjenigen Briten trennte, die in Diana die Vertreterin einer moderneren, offeneren, menschlicheren Monarchie sahen.

Sieben Jahre hatten die Briten auf die Begegnung zwischen der Königin und Graf Spencer warten müssen. Sieben Jahre, in denen Elisabeth nur wenig Trauer über den Unfalltod ihrer früheren Schwiegertochter zeigte. Sieben Jahre ist es her, dass Spencer am Grab seiner Schwester schwor: "Wir, deine Blutsverwandten, werden alles in unserer Kraft Stehende tun, um Deine beiden außergewöhnlichen Söhne in Deinem Sinne phantasievoll und liebevoll zu steuern, damit ihre Seelen nicht in Pflicht und Tradition untergehen, sondern offen singen können, so wie Du es wolltest".

Das war eine Kriegserklärung an das englische Königshaus und seine Steifheit. Seitdem gab es nur Spannungen im Verhältnis zwischen den Windsors und den Spencers.

Die Schmallippigkeit, mit der Elisabeth auf die Popularität ihrer Schwiegertochter reagierte, hat dem Königshaus geschadet. Die Königin hat seitdem hinzugelernt. Auf der anderen Seite haben die Briten trotz aller Skandale eine überraschende Anhänglichkeit an ihr Königshaus bewiesen. Zur Beerdigung der Königinmutter standen Tausende in bitterer Kälte Schlange. Die Feiern zum Goldenen Kronjubiläum im vergangenen Jahr glichen zeitweise einem Volksfest.

Kathryn Gustafson und ihr Werk: der Prinzessin-von-Wales-Gedenkbrunnens im Hyde Park. (Foto: Foto: dpa)

Elisabeth ist dennoch weit entfernt davon, sich zu der "Königin der Herzen" zu machen, welche die Briten in ihrer Schwiegertochter sahen.

"Liebe" sei das Wort, soll ein Berater der Königin gesagt haben, das in ihrer Rede zur Eröffnung des Gedenkbrunnens fallen müsse. In der endgültigen Fassung, an der Elisabeth lange schrieb und die ihr Privatsekretär - ein früherer Diplomat - noch einmal durchsah, fehlte das Wort.

Dafür erwies die Königin der Prinzessin, der sie 1996 nach der Scheidung von Prinz Charles den Titel "Königliche Hoheit" aberkannt hatte, die Anerkennung, welche die englischen Diana-Verehrer erwarteten. Elisabeth pries Dianas Bereitschaft, mit denen mitzufühlen, die Schweres erdulden, und ihre Klugheit, andere richtig einzuschätzen. Schließlich kam die Königin einer Entschuldigung nahe: Gewiss habe es schwierige Augenblicke gegeben, doch die Zeit mildere die Erinnerung.

Das Denkmal wurde ähnlich diplomatisch gewählt. Zur Enttäuschung der Diana-Verehrer steht keine Statue der verstorbenen Prinzessin im Hyde Park.

Stattdessen kreist Wasser in einer 50 mal 80 Meter großen ovalen Rinne aus Granit. Das Denkmal entspreche Dianas Wesen, begründete Elisabeth den Entwurf der Amerikanerin Kathryn Gustafson. Es mag auch den Wunsch des Königshauses symbolisieren, dass die Erinnerung an Diana langsam verrinnen möge.

© SZ vom 7.7.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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