Lindh-Prozess wird neu aufgerollt:Politischer Mord oder Wahnsinnstat?

Die Staatsanwaltschaft und der Witwer der schwedischen Außenministerin Anna Lindh wollen den Täter Mijailo Mijailovic in Haft sehen statt in einer psychiatrischen Anstalt.

Der Prozess um die Ermordung der schwedischen Außenministerin Anna Lindh wird neu aufgerollt. Dabei soll die umstrittene Entscheidung eines Berufungsgerichts überprüft werden, das die lebenslange Haftstrafe für den Täter im Juli aufgehoben und dessen Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik angeordnet hatte.

Politisch motiviert? Mijailo Mijailovic. (Foto: Foto: AP)

Der Oberste Gerichtshof nahm ohne Begründung die Anträge der Staatsanwaltschaft sowie des Attentäters Mijailo Mijailovic auf einen erneuten Prozess an. Der 25-jährige Sohn serbischer Zuwanderer will vom Mordvorwurf freigesprochen werden, während der Ankläger eine Verurteilung zu lebenslanger Haft wie in der ersten Instanz anstrebt. Das Gericht teilte einen Tag nach Lindhs erstem Todestag noch keinen Termin für den Prozess mit.

Die bei ihrem Tod 46 Jahre alte Lindh war am 10. September 2003 in einem Stockholmer Kaufhaus von dem psychisch stark gestörten Mijailo Mijailovic niedergestochen worden, als sie ohne Leibwächter einkaufen wollte. Sie erlag am folgenden Tag ihren schweren inneren Verletzungen.

Lindhs Witwer Bo Holmberg (62) hatte am ersten Todestag seiner Frau in einem Interview der Zeitung Svenska Dagbladet die Hoffnung geäußert, dass der oberste Gerichtshof die Einweisung des Mörders in eine Psychiatrie wieder in Haft umwandelt. Er sagte: "Das Oberlandesgericht hätte begreifen müssen, dass dies ein politischer Mord war." Mijailovic habe Lindh attackiert, weil sie Außenministerin war.

Der 25-jährige Attentäter hatte sich vor Gericht auf den "Zwang innerer Stimmen" berufen und politische Motive ausgeschlossen. Der Sohn serbischer Zuwanderer wurde in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilt und in der Berufung in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen.

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