Lindberghs zweite Familie:Forschen nach der Herkunft

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Die drei mutmaßlichen Kinder des Fliegerhelden haben keine Scheu und akzeptieren eine Gen-Analyse.

Die drei mutmaßlichen unehelichen Kinder des Fliegerhelden Charles Lindbergh wollen ihre Herkunft mit einem DNA- Test noch in diesem Jahr beweisen. Dies erklärten Astrid Bouteuil und ihre beiden Brüder Dyrk und David Hesshaimer. Bouteuil sagte, sie sei sich "absolut sicher", dass Lindbergh ihr Vater sei. Die 42-Jährige will zudem ein Buch über die Familiengeschichte schreiben.

Von links: Dyrk Hesshaimer, Astrid Bouteuil und David Hesshaimer stellen sich den Fragen und den Fotografen. (Foto: Foto: AP)

"Ich hätte nie gedacht, dass unsere Geschichte so ein Medieninteresse auslösen wird." Astrid Bouteuil sitzt vor 80 Journalisten, vor Fernsehkameras und mitten im Blitzlichtgewitter der Fotografen und lächelt. Vor zwei Wochen erschien der Bericht der "Süddeutschen Zeitung" über das Doppelleben Lindberghs (1902-1974), der mit seinem legendären Atlantikflug von 1927 Geschichte schrieb. Seitdem schlagen die Wogen hoch - so hoch, dass die Geschwister Hesshaimer sich gezwungen sehen, im Münchner Rathaus den Journalisten Rede und Antwort zu stehen.

Einfache Geschichte

"Eigentlich ist doch alles einfach", sagt Bouteuil. Eigentlich gebe es in der Welt doch viel wichtigere Dinge als ihre Familiengeschichte. Bouteuil sagt, dass sie naiv gewesen sein mag bei ihrer Vorgehensweise. Astrid Bouteuil, Dyrk und David Hesshaimer sind eigenen Angaben zufolge Kinder von Charles Lindbergh aus einem Verhältnis des Piloten mit der Münchner Hutmacherin Brigitte Hesshaimer. Zwei Jahre nach dem Tod der Mutter gingen die Geschwister damit zur "Süddeutschen Zeitung" - einen Packen Briefe und Fotografien im Gepäck. Ein handschriftliches Gutachten der Zeitung ergab, dass die Schreiben von Lindbergh stammten.

"Es war für mich unmöglich, damit noch weiter zu leben", sagt Bouteuil. Als Kind habe sie es selbst nicht einmal geahnt, dass Lindbergh ihr Vater sein könnte, erzählt die schlanke und unentwegt lächelnde Frau. Lindbergh habe seine Zweitfamilie bis zu seinem Tod wenige Male im Jahr besucht, sei jeweils ein bis zwei Wochen geblieben. Die Kinder hätten ihn unter dem Pseudonym Careu Kent gekannt. Er habe sich immer sehr intensiv mit den Kindern auseinander gesetzt, viele Ausflüge unternommen. Stets habe er Englisch gesprochen.

Erst als junge Erwachsene habe Bouteuil mit Nachforschungen begonnen. "Und dann habe ich ihn gesucht und dann hatte ich einen Flieger-Vater." Die Mutter gab schließlich ihr Geheimnis preis, es musste aber bis zu ihrem Tod in der Familie bleiben.

Vorwürfe aus Amerika

"Warum aber haben Sie nicht zuerst die Familie kontaktiert? Warum der Weg über die Medien?", fragt eine US-Journalistin mit Wut in der Stimme. Gerade in den USA stößt die Geschichte auf Skepsis. Die Lindbergh-Familie selbst hat Medienberichten zufolge bislang nicht Stellung genommen.

Lindbergh ist seit seinem Nonstop-Flug von New York nach Paris ein - nicht unumstrittener - Nationalheld in den Vereinigten Staaten. "Wie können Sie seinen ehelichen Kindern das antun?", sagt die Journalistin.

Astrid Bouteuil weicht aus. Sie habe versucht, über eine Pariser Anlaufstelle Kontakt zu knüpfen in die USA, aber das sei im Sand verlaufen. Auch mit Lindberghs Biograf A. Scott Berg habe sie bislang nicht gesprochen.

Gerade Berg aber zweifelt Medienberichten zufolge die Vaterschaft an. Dass Lindbergh ein Verhältnis in München hatte, sei durchaus möglich. Aber an drei zusätzliche Kinder glaube Berg nicht.

Die zwei Brüder Dyrk und David schweigen meist während der Fragestunde. Bouteuil hingegen hält die Familienbilder ganz unbedarft in die Kameras. "Ich schreibe jetzt ganz einfach ein Buch über unsere Familiengeschichte, und ich freue mich darauf."

(sueddeutsche.de/ Kristina Pezzei - dpa)

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