Libanesische Prunkhochzeiten:Tanz auf dem Vulkan

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Eine Traumhochzeit, koste sie, was sie wolle, ist der Wunsch vieler libanesischen Paare. Das Land befindet sich in einer Krise, die Angst der Bevölkerung ist groß - und die Romantik schlägt hohe Wellen.

Yasmine Tohmé will heiraten. Die Libanesin wünscht sich eine Traumhochzeit, für umgerechnet 255.000 Euro und mit allem, was für den schönsten Tag im Leben so dazugehört.

Eine libanesische Frau bewundert ein luxuriöses Hochzeitskleid. Geld spielt keine Rolle - der schönste Tag im Leben soll perfekt werden. (Foto: Foto: AFP)

Im Libanon ist die Lage ernst - keine gute Voraussetzung für eine märchenhafte Feier. Das Land steckt tief in einer politischen Krise, die Angst vor einem neuen Bürgerkrieg ist stets präsent. Trotzdem oder gerade deshalb investieren viele wohlhabenden Libanesen ein Vermögen in wahre Prunkhochzeiten. Wenn es schon sonst nichts zum Feiern gibt, wünschen sie sich wenigstens einen wunderschönen und sorgenfreien Tag - eine kurze Flucht ins Märchenreich.

"Es wird eine internationale Band spielen und eine andere aus der Gegend. Und dann gibt es noch folkloristischen Tanz", erzählt Yasmine Tohmé voller Vorfreude. Die 30-Jährige hat Einladungen an 600 Gäste verschickt und einen Saal mit Blick über das Mittelmeer gebucht. Ihr Traumkleid kostete 31.000 Euro, doch ihr ist es jeden Cent wert. "Ich möchte, dass es glamourös wird", erklärt sie. "Und prunkvoll!"

In Libanon nimmt der Hochzeitstag einen immer größeren Stellenwert ein. Die finanziellen Möglichkeiten allerdings sind sehr unterschiedlich: 250 Euro beträgt das durchschnittliche Monatsgehalt. In den benachteiligten Vierteln kam es kürzlich wieder einmal zu Protesten gegen die zu hohen Preise. Die politische Situation des Landes ist so instabil, wie sie es seit Ende des Bürgerkrieges (1975 bis 1990) nicht mehr war.

Doch wer sich die Prunkhochzeit leisten kann, tut das auch: Die schönsten Luxussäle der Hauptstadt Beirut sind für die gesamte Sommersaison ausgebucht und die libanesischen Hochzeitsplaner werden mit den ausgefallensten Plänen konfrontiert.

Mit der Gondel durch den Festsaal

"Unsere Kunden geben im Schnitt 200.000 Dollar (125.000 Euro) für ihre Vermählung aus und laden rund tausend Gäste ein", sagt Chayban Sakr. Die Firma "Platinum Comet", für die er arbeitet, richtet Hochzeitsempfänge aus. Und Sakr weiß: Geld spielt dabei keine Rolle. "Wir sind ein Land, in dem Äußerlichkeiten eine große Rolle spielen. Und wir helfen unseren Kunden, ihre Träume zu verwirklichen."

Der Hochzeitsplaner setzt die verrücktesten Ideen seiner Kunden um. Kürzlich wollte ein Paar im Stil Ludwig XIV. feiern. Ein andermal kam die Braut - zum Gaudium der 400 Gäste - auf einem Esel herbeigeritten. Die Location wurde in einen Bauernhof verwandelt, inklusive Ziegen, Schafe, Schweine, Hühner und Kühe.

650.000 Euro kostete die Hochzeit, die ein Kollege organisierte: Die Brautleute träumten von einer Venedig-Hochzeit - und ließen kurzerhand einen Kanal mitten in ihrem Festsaal installieren. Höchst romantisch glitt das verliebte Paar in einer Gondel durch den Raum.

"Diejenigen, die heiraten, denken nicht an ihre Rechnung, denn es ist ja schließlich ihre Hochzeit", erklärt Sakr.

Für die Hochzeitsplaner ist es immer wieder eine Herausforderung, inmitten der schwierigen Zeiten die gewünschte Märchenhochzeit zu verwirklichen. "Im heutigen Libanon, wo Bomben explodieren und die politische und wirtschaftliche Situation so unsicher ist, ist es eine Herausforderung, einen Empfang oder ein Event zu organisieren", sagt Karen Choueiri, Sprecherin einer jährlich stattfindenden Beiruter Hochzeitsmesse. "Aber wenn es eine Branche gibt, die auf sicheren Beinen steht, dann ist es die der Hochzeiten."

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