Kurzschluss:Schwerster Stromausfall in der Geschichte Moskaus

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Ein Kurzschluss und seine Folgen: Bei Rekordtemperaturen von mehr als 30 Grad saßen in der Elf-Millionen-Metropole 20.000 Passagiere in U-Bahn-Zügen fest. Der Verkehr brach zusammen.

Der Straßenverkehr brach zusammen, weil an hunderten Kreuzungen die Ampeln ausfielen.

"Aus technischen Gründen geschlossen", steht an der Tür einer Moskauer Metro-Station. (Foto: Foto: Reuters)

Nach ersten Erkenntnissen soll ein Kurzschluss in einem technisch veralteten Umspannwerk am südlichen Stadtrand eine Kettenreaktion ausgelöst haben.

Energieminister Viktor Christenko schloss einen Terroranschlag als Ursache aus, wie die Agentur Interfax meldete. Bis zum frühen Abend konnte das Problem nur teilweise behoben werden.

Bei Rekordtemperaturen von mehr als 30 Grad mussten sich hunderttausende Menschen zu Fuß ihren Weg durch die aufgeheizte Stadt bahnen.

Präsident Wladimir Putin kritisierte schleppende Modernisierungsarbeiten des staatlichen Stromversorgers RAO EES. Das defekte Umspannwerk, das womöglich die Kettenreaktion im Stromnetz auslöste, sei über 40 Jahre alt gewesen, sagte der Kremlchef.

15 Stadtteile lahmgelegt

Er brach wegen des Stromausfalls verspätet zu einer Dienstreise nach Südrussland auf. Der schwerste Stromausfall in der Geschichte Moskaus legte 15 Stadtteile lahm.

Im Innenministerium funktionierten über Stunden weder Telefone noch Computer. In Wohn- und Bürohäusern blieben mehr als 1500 Moskauer in Aufzügen stecken, teilte der Zivilschutz mit. In den Kühlregalen der riesigen Einkaufszentren am Stadtrand drohten Tonnen von Lebensmitteln zu verderben.

1000 Busse eingesetzt

Die Moskauer Verkehrsbetriebe setzten 1000 Busse ein, um den Ausfall von insgesamt fünf U-Bahn-Linien auszugleichen. Einsatzkräfte halfen den in Tunneln festsitzenden Fahrgästen ins Freie.

"Es gab keine Panik", betonte eine Sprecherin der Moskauer Metro. Auch mehr als sechs Stunden nach dem Zusammenbruch des Stromnetzes stand die Untergrund-Bahn streckenweise weiterhin still. Die städtischen Stromwerke teilten mit, frühestens am Donnerstag könne das Stromnetz wieder komplett betrieben werden.

Krankenhäuser ohne Strom

In den betroffenen Bezirken blieben auch Krankenhäuser ohne Strom, wie die Behörden mitteilten. Selbst dringende Operationen mussten verschoben werden. Vielerorts brach die Trinkwasser-Versorgung zusammen, weil die Pumpstationen nicht mehr funktionierten. An einigen Straßenecken fuhren Tankwagen mit Trinkwasser auf.

Im Gebiet Tula, 150 Kilometer südlich von Moskau, fiel die Stromversorgung komplett aus. Bei der Stadt Tula trat aus einer Düngemittelfabrik das giftige Lösungsmittel Phenol in Folge des Stromausfalls aus. Auch viele Großstädte im Moskauer Umland meldeten Abschaltungen der Elektrizität.

Ein Feuer am Theater der russischen Armee in Moskau verlief dagegen glimpflich. Die Flammen auf einem Baugerüst konnten gelöscht werden. In ersten Berichten hieß es irrtümlich, in dem Gebäude selbst wüte ein Großbrand.

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