Kritik an Flatrate-Partys:Kampf dem Komasaufen

Lesezeit: 1 min

Nach dem Tod eines Schülers kommen die Organisatoren von Flatrate-Partys in Erklärungsnot. Die Bundesregierung sieht dagegen keinen Handlungsbedarf.

Nach dem Tod eines 16-jährigen Berliner Schülers, der am Donnerstag an den Folgen einer Alkoholvergiftung gestorben war, hat sich die Kritik an so genannten Flatrate-Partys verschärft.

Nach dem Tod eines Schülers sind Flatrate-Partys in die Kritik geraten. (Foto: Foto: AP)

Der deutsche Hotel- und Gaststättenverband fordert seine Mitglieder auf, keine Partys mehr zu veranstalten, bei denen ein Gast für eine Pauschale soviel trinken kann, wie er möchte. Auch die Unternehmer stünden in der Verantwortung, Alkoholmissbrauch bei jungen Menschen zu bekämpfen, hieß es in der am Freitag veröffentlichten Erklärung des Verbandes.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) forderte sogar eine Ächtung der Flatrate-Wirte. Derweil hat sich die Bundesregierung gegen ein Verbot von Saufpartys ausgesprochen.

Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) bezeichnete die Forderung von gesetzlichen Schritten als "abenteuerlich". Der Tod des 16-jährigen Gymnasiasten, der Zeugenaussagen zufolge 50 Tequilas getrunken haben soll, bevor er ins Koma fiel, hätte "bei Einhaltung der bestehenden Gesetze vermieden werden können", sagte Seehofer der Sächsischen Zeitung.

Mehrere Politiker von Union und SPD, aber auch von der Opposition kritisierten am Freitag den laschen Umgang mit Jugendschutzbestimmungen in Gaststätten und drängten darauf, dass diese härtere Anwendung finden müssen. Es bestehe ein "krasses Umsetzungsdefizit" bestehender Regeln, monierte etwa Kai Gehring, jugendpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag.

In vielen Bars weist man die Kritik indessen weit von sich. "Früher gab es bei uns die Ein-Euro-Partys. Das ist auch nichts anderes", sagt Jana Soldicic vom Hamburger Docksclub, der diesen Samstag erstmals eine Flatrateparty veranstaltet.

"Geschulte Türsteher" und "strikte Kontrollen" verhinderten den Ausschank an Minderjährige, sagt Soldicic. Gegen den Vorwurf lascher Kontrollen wehrt man sich auch in der Disco "Lokomotive" in Bad Nenndorf bei Hannover.

Die Flatratepartys seien nicht das Problem, heißt es dort. "Wenn eine Bedienung Minderjährigen Hartes ausschenkt, fliegt sie raus", versichert der Geschäftsführer. Ähnlich sieht es die Bundesregierung. Sie glaubt aber, dass bei der Überwachung die Behörden vor Ort in der Pflicht sind.

© SZ vom 31.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: