Krabbenpul-Weltmeisterschaft in Hamburg:Erst reißen, dann drücken und ziehen

Lesezeit: 1 min

Seit dem 1. Mai ist Heidi Hengst offiziell "Weltmeisterin im Krabbenpulen". Die Hamburgerin setzte sich gegen 50 Mitpuler durch und gewann ein mehrgängiges Menü für vier Personen - natürlich mit Krabben. Sie selbst war ziemlich verwundert, dass sie nach 30 Jahren Stadtleben noch so gut pulen kann.

Viktoria Großmann

SZ: Wie viele Krabben haben Sie denn gepult?

Ob eine Krabbe gut zu pulen ist, hängt auch davon ab, ob der Fischer sie zuvor richtig kocht. (Foto: ddp images/dapd/David Hecker)

Hengst: 200 Gramm in 15 Minuten. Das war knapp, der zweite Sieger hatte nur zehn Gramm weniger.

SZ: Wie machen Sie das?

Hengst: Ich reiße immer erst den Schwanz ab, dann drücke ich hinten ein bisschen und ziehe dann die Krabbe vorne raus.

SZ: Entschuldigen Sie die Frage, aber hier im Süden ist ja das Meer so weit weg: Ist die Krabbe denn noch roh, wenn Sie sie pulen?

Hengst: Aber nein! Die ist gekocht. Gleich auf dem Kutter kommt sie vom Netz ins kochende Wasser. Ob eine Krabbe gut zu pulen ist, hängt nämlich auch davon ab, ob der Fischer gut Krabben kochen kann.

SZ: Haben Sie einen persönlichen Trick?

Hengst: Jeder macht das ein bisschen anders, manche drehen, andere drücken ein bisschen mehr. Das ist schon eine Wissenschaft für sich.

SZ: Wo haben Sie das gelernt?

Hengst: Als Kind in Büsum. Meine Großmutter hat noch Krabben in Heimarbeit gepult, da habe ich geholfen. Ich hätte gar nicht gedacht, dass ich das noch so gut kann, nach 30 Jahren als Städterin.

SZ: Als Hausfrau kann man doch alles!

Hengst: Das stimmt wohl, aber meine Kinder mögen gar keine Krabben. Ich bringe das jetzt wieder meinen Enkeln bei.

SZ: Für wie viele Personen reichen denn 200 Gramm Krabben?

Hengst: Wir rechnen das in Teegläsern. Pro Person eines, das sind 125 bis 150 Gramm.

SZ: Uff, eine Stunde pulen für vier Personen? Hat man denn dafür noch keine Maschine erfunden?

Hengst: Nein, die arbeiten zu ungenau. Aber heute wird das ja alles in Marokko gemacht. Oder in Polen. Da ist es billiger. Es heißt, bei den Privatleuten wie früher bei meiner Oma ist es nicht hygienisch genug. Ich habe das mal im Film gesehen: In den Fabriken arbeiten die Puler mit Mundschutz und tragen Hauben.

SZ: Aber Sie kaufen Ihre Krabben weiter frisch und ungepult?

Hengst: Ja! Wenn man einmal frische Krabben aus der Nordsee gegessen hat, dann will man keine konservierten. Die frischen schmecken nach Meer und nach Salz.

SZ: Was ist aus den Krabben, die Sie am Dienstag gepult haben, geworden?

Hengst: Die durfte ich mit nach Hause nehmen.

SZ: Und wie essen Sie die am liebsten?

Hengst: Pur. Auf Brot mit Butter.

© SZ vom 03.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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