Kontroverse um die US-Achtlinge:"Besessen von Kindern"

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14 Kinder - und pleite: In den USA debattiert die Öffentlichkeit heftig über die Mutter der Achtlinge. Die Babys sind unterdessen wohlauf: Sie sind die am längsten lebenden Achtlinge der Welt.

Die kalifornischen Achtlinge haben einen Rekord aufgestellt: Sie sind die am längsten überlebenden Achtlinge der Welt. Die Ärzte sind stolz: "Dies war eine sehr gute Woche für die Babys", zitierte die Los Angeles Times den Arzt Mandhir Gupta vom Kaiser Permanente Hospital in Bellflower. Die sechs Jungen und zwei Mädchen seien in stabilem Zustand, würden ohne fremde Hilfe atmen und Muttermilch zu sich nehmen.

Belagert von Medien: Das Kaiser Permanente Hospital in Bellflower bei Los Angeles. (Foto: Foto: AP)

Die 33-jährige Kalifornierin Nadya Suleman ist nun mit Hilfe künstlicher Befruchtung Mutter von insgesamt vierzehn Kindern. Das Älteste ist sieben Jahre alt.

Die unverheiratete Frau, die bei ihren Eltern lebt, wurde von ihrer Sprecherin Joann Killeen als "intelligent" und "sehr glücklich" beschrieben. "Nadya ist sehr ausgeglichen und kompetent", sagte Killeen in einem Fernsehinterview.

Während die Sprecherin voll des Lobes ist, hat die Mutter in den USA eine kontroverse Debatte über die ethischen Grundsätze der künstlichen Befruchtung ausgelöst. Die Mutter wurde in Blogs beschimpft, durch eine derart hohe Zahl von Embryonen ihr Leben und das Leben der Babys in Gefahr gebracht zu haben.

"Definitiv übertrieben"

Erst vor kurzem wurde bekannt, dass Nadya Suleman bereits sechs Kinder hat. Eines der Kinder soll Presseberichten zufolge an Autismus leiden. Während die Mutter noch im Krankenhaus ist, kümmert sich Angela Suleman, die Oma der Achtlinge, um die Kinder.

Nach vierjähriger Ehe hatte sich Suleman im Jahr 2000 von ihrem Ehemann getrennt. Das war vor der Geburt ihres ersten Kindes, das mit Hilfe eines Samenspenders gezeugt wurde. Sie war im vergangenen Jahr als Studentin an einer Universität eingeschrieben, mit einem College-Abschluss als Kinderbetreuerin.

Mittlerweile hat sich Angela Suleman kritisch über ihre Tochter geäußert: Sie wolle den Kindern nichts Schlechtes, betonte die Oma in einem Interview. "Allerdings ist sie besessen von Kindern. Sie liebt Kinder, sie ist sehr gut zu ihnen. Aber sie hat es jetzt definitiv übertrieben", sagte Nadya Sulemans Mutter.

Die Entscheidung ihrer Tochter, so viele Kinder in die Welt zu setzen, sei "frustrierend", sagte die Großmutter der US-Zeitschrift People. Sie liebe alle ihre Enkel, aber sie brauche dringend eine Ruhepause. "Ich wünschte, sie wäre Kindergärtnerin geworden", sagte sie der Los Angeles Times.

Lesen Sie auf Seite 2 über die Pläne der Mutter, im Fernsehen Karriere zu machen

Kritik regt sich auch gegen die noch unbekannten Ärzte, die Suleman im Zuge einer In-Vitro-Behandlung insgesamt acht Embryos eingepflanzt hätten. Dies sei unverantwortlich gewesen, heißt es in den USA. Michael Tucker von einer Fruchtbarkeits-Klinik in Georgia sagte, Sulemans Geschichte habe ihn verwundert. "Wir haben Anweisungen der amerikanischen Gesellschaft für Reproduktiv-Medizin, wonach wir nicht mehr als zwei oder drei Embryonen implantieren dürfen."

Fast täglich werden neue Details bekannt. Unter anderem soll die Mutter den Vater der Achtlinge getroffen haben, während sie in einer Fruchtbarkeitsklinik jobbte. Des weiteren beschreibt sich Suleman selbst als Vollzeitstudentin. Sie lebt bei ihren Eltern. Suleman sei hoch verschuldet, so die Berichte. Sie soll bereits Privatinsolvenz angemeldet haben.

Millionen für die Exklusiv-Geschichte

Offenbar hofft Suleman nun mit Hilfe der Achtlinge auf das große Geld: Sie würde derzeit zahlreiche Angebote für TV- Interviews prüfen. Nach US-Medienberichten wurde der Mutter bereits ein Millionenbetrag für eine Exklusiv-Geschichte über die spektakuläre Geburt geboten.

Die britische Zeitung Times berichtet unterdessen, dass Suleman von einer Fernseh-Karriere als Expertin für Kinderbetreuung träumt. Offenbar will sie noch diese Woche mit zwei der erfolgreichsten US-Medienstars sprechen: Oprah Winfrey und Diane Sawyer ("Good Morning America")

In den USA waren zuvor erst einmal Achtlinge geboren worden. Eines der Babys war innerhalb einer Woche nach der Geburt im US-Staat Texas 1998 gestorben. Weltweit sind nur sechs Achtlingsgeburten dokumentiert. In den meisten Fällen überlebten nur wenige oder keines der Kinder.

© sueddeutsche.de/dpa/hai/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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