Kommentar:Müll im Container

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Bei der 24-Stunden-Live-Übertragung von Big Brother im Abonnementskanal Premiere werden nachts offen Judenwitze erzählt. Es ist die logische Folge einer irrwitzigen TV-Versuchsanordnung.

Von Hans-Jürgen Jakobs

Es schien ja alles so einfach zu sein. Da waren einigen privaten Fernsehsendern schlicht die Ideen oder die finanziellen Mittel ausgegangen, und nichts lag in dieser Notlage so nahe, als die Menschen von der Straße ins Studio zu holen.

Jeder kann ein Star sein - das Leben selbst ist die größte Show, lautet das Rezept des Branchenhits Reality-TV. Im Übermaß brachte die Container-Sendung Big Brother das Menschenfernsehen zur Geltung. Hier werden Teilnehmer für ein Jahr unter Kamerabeobachtung gehalten. Wer dann noch will, darf sogar, freiwillig natürlich, länger bleiben.

Spermien beim Wettrennen

"Big Brother forever", jubelt die Produktionsfirma, der wirklich nicht mehr viel einfällt, wenn man mal von der Idee absieht, beim Sperm Race die Geschwindigkeit von Spermien messen zu wollen. Nicht der TV-Proband ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt.

Zum Eklat ist es nun gekommen, weil bei der 24-Stunden-Live-Übertragung von Big Brother im Abonnementskanal Premiere nachts offen Judenwitze erzählt wurden. Es war dies die logische Folge einer irrwitzigen Versuchsanordnung, bei der die TV-Insassen immer neuen Unterhaltungsstoff bieten sollen, wo es doch an vielen Voraussetzungen fehlt.

Der Skandal kam nur durch Zufall ans Tageslicht

Was ist eigentlich mit der Medienaufsicht in diesem Lande los, die aus den Mitteln der Rundfunkgebühr bezahlt wird? Was muss eigentlich noch passieren, damit ein solcher Container-Unsinn unterbleibt? Auf die Selbstaufsicht jedenfalls, die die Sender gern als Mustermodell preisen, ist wenig Verlass.

Nur durch Zufall kam der Skandal überhaupt ans Tageslicht. Zu fürchten ist, dass es noch viel mehr Sexistisches und Rassistisches gibt in all den Boulevardsendungen und Talkshows dieses Fernsehens.

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