Kolumbien:Deutscher und sieben weitere Touristen entführt

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Geiselnehmer sind vermutlich die Guerilleros der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC). Tausende Soldaten suchen im Dschungel nach den Entführten. Das Auswärtige Amt ist mit dem Fall befasst, hieß es am Montag nach einer Sitzung des Krisenrates.

Seitens der Deutschen Botschaft werde enger Kontakt zu den kolumbianischen Behörden gehalten. Außerdem stehe man in Verbindung mit den Auslandsvertretungen der anderen betroffenen Länder.

Die Gruppe wollte die Ciudad Perdida besuchen, die abgelegene "Verlorene Stadt" der präkolumbianischen Tayrona-Kultur, wie der kolumbianische Polizeichef Luis Alfredo Rodriguez am Sonntag in Bogota mitteilte. Präsident Alvaro Uribe kündigte eine entschlossene Verfolgung der Täter an.

Sechs Hubschrauber im Einsatz

Bei der Suche waren auch sechs Hubschrauber im Einsatz. Regen, dichter Dschungel und die bis zu 5.775 Meter hohen Berge der Region im Norden des Landes erschwerten jedoch die Fahndung, sagte Polizeichef Rodriguez.

Die Touristen wurden am frühen Freitagmorgen in der Sierra Nevada verschleppt, rund 750 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogota.

Neben dem Deutschen wurden vier Israelis, zwei Briten und ein Spanier aus der Reisegruppe entführt. Ein Israeli, den die Kidnapper mit seiner Freundin, einem australischen Paar und einem Niederländer auf freien Fuß setzten, beschrieb die Täter als "außerordentlich höflich, ruhig und gut organisiert". Es habe keine Gelegenheit zum Widerstand gegeben, "sie wussten zu genau, was sie taten", sagte Ran Atzmon im israelischen Fernsehsender Kanal 10.

Dank Sandalen freigekommen

Die Entführer hätten die fünf schließlich gefesselt und ohne Wanderschuhe zurückgelassen. Gemeinsam mit einem ihrer ebenfalls zurückgelassenen Führer sei es ihnen gelungen, sich zu befreien und nach einem zweitägigen Fußmarsch in Santa Marta die Behörden zu benachrichtigen, sagte Atzmon.

Der Niederländer Mathijs Grote Beverborg erklärte in der Küstenstadt Santa Marta, er vermute, dass er freigekommen sei, weil er lediglich Sandalen getragen habe. "Ich schlief noch halb, ich hörte viele Stimmen. Dann kamen zwei Männer in Tarnkleidung und mit Sturmgewehren herein", berichtete der 29-Jährige. Den Touristen, die freigelassen wurden, habe es an körperlicher Fitness oder gutem Schuhwerk gemangelt. "Ich habe erst später gemerkt, wieviel Glück ich hatte."

Die FARC ist die größte Rebellenorganisation in Kolumbien und kämpft seit fast 40 Jahren gegen die Regierung in Bogota. In dem südamerikanischen Land werden jedes Jahr fast 3.000 Menschen entführt. Für die meisten der Geiselnahmen wird die FARC verantwortlich gemacht, die sich unter anderem mit der Erpressung von Lösegeld finanziert. Kardinal Pedro Rubiano, der oberst Vertreter der katholischen Kirche in Kolumbien, verurteilte die Entführung als Angriff auf Frieden und Gerechtigkeit.

(sueddeutsche.de/AP)

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