Kofi Annan:"Die größte Katastrophe, mit der die Vereinten Nationen jemals zu tun hatten"

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Die verheerende Flut im Indischen Ozean ist nach den Worten des UN-Generalsekretärs eine große herausforderung für die Weltgemeinschaft.

Zwölf Länder seien betroffen, Millionen Menschen bräuchten dringend Trinkwasser, Lebensmittel und Medikamente sagte Annan dem US-Fernsehsender ABC.

UN-Generalsekretär Kofi Annan. (Foto: Foto: AP)

Der Wiederaufbau werde "Milliarden Dollar" kosten und "fünf bis zehn Jahre" dauern. Annan will in der kommenden Woche zur Geberkonferenz nach Indonesien reisen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet, dass 50.000 Menschen an Durchfall und anderen Krankheiten sterben könnten. Die Schäden seien "enorm", sagte Annan.

Nach der Soforthilfe gebe es "viel zu tun", um die betroffnenen Gebiete "wiederaufzubauen".

Nicht nur die Häuser der Menschen, auch Schulen, die ganze Infrastruktur sei zerstört worden und müsse erneuert werden. In der indonesischen Hauptstadt Jakarta werde er einen Hilfsappell an die internationale Gemeinschaft richten und die Hilfsmaßnahmen koordinieren, kündigte Annan an.

Hilfsappell bei Geberkonferenz

Die Geberkonferenz soll am Donnerstag stattfinden. Vor Annan beginnt die Chefin des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF), Carol Bellamy, am Sonntag einen Besuch in den besonders betroffenen Ländern Indonesien und Sri Lanka. Das Mitgefühl sei international "noch nie" so groß gewesen, lobte der UN-Krisenkoordinator Jan Egeland.

Bis Samstag trafen laut Egeland Hilfszusagen in Höhe von zwei Milliarden Dollar (1,47 Milliarden Euro) bei der UNO ein. Allein Japan versprach 500 Millionen Dollar, die USA kündigten 350 Millionen Dollar an. Die Ministerpräsidenten Japans und Australiens gaben ihre Teilnahme an einer Krisenkonferenz im indonesischen Jakarta am Donnerstag bekannt.

Am 11. Januar will die UN die Geberländer zu einem Treffen in Genf versammeln. Trotz weltweit großer Spendenbereitschaft kam bei vielen Überlebenden noch keine Hilfe an, weil Flughäfen überlastet und Straßen zerstört sind. Auf der indonesischen Insel Sumatra stauten sich Hilfsgüter in Lagerhallen.

Während in Indien, Sri Lanka und Thailand die Versorgung der Opfer vorankam, behinderten begrenzte Flughafenkapazitäten und zerstörter Verkehrsinfrastruktur die Helfer in der abgelegenen indonesischen Provinz Aceh stark.

Hilfsprogramme für die nächsten Monate

Der UN zufolge brauchen mehr als 1,7 Millionen Menschen Nahrungsmittelhilfe, und zwar für Monate. In Indonesien müssten mehr als eine Million, in Sri Lanka mehr als 700.000 Betroffene mit Lebensmitteln versorgt werden.

Die Zahl der Toten stieg weiter an. Bis Sonntag wurden offiziell mehr als 127.000 Tote bestätigt. Die UN rechnet damit, dass bei der Naturkatastrophe bis zu 150.000 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Wahrscheinlich werde nie geklärt werden können, wie viele Menschen tatsächlich starben, sagte UN-Koordinator Egeland .

"So viele namenlose Fischer und Dörfer sind ganz einfach verschwunden, und wir werden nie herausfinden, wie viele es waren." Allein auf Sumatra rechneten die Behörden am Samstag mit 100.000 Toten. In Sri Lanka wurden mehr als 29.700 Menschen als tot und 14.000 als vermisst gemeldet. In Indonesien kamen nach jüngsten Angaben knapp 80.000 Menschen ums Leben. Indien meldete 12.829 Tote, Thailand rund 4800 Tote darunter 2400 ausländische Touristen - und 6500 Vermisste. Für die Vermissten bestand wenig Hoffnung.

Wie WHO-Vertreter David Nabarro in Genf sagte, ist eine Zahl von 50.000 Infektionstoten bei derzeit fünf Millionen Hilfsbedürftigen "alles andere als unwahrscheinlich". Aus Notaufnahmelagern in Sri Lanka und Indien würden immer mehr Fälle von Durchfallkrankheiten gemeldet, auf der indonesischen Insel Sumatra sei die Lage noch gar nicht einschätzbar.

Der Rot-Kreuz-Vertreter der Katastrophenprovinz Aceh auf Sumatra, Agoes Kooshartoro, sprach von "vielen Todesfällen". Es träten vor allem Lungenentzündungen und Wundinfektionen auf.

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