Köln:Papst nennt Terrorismus "pervers und grausam"

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Deutliche Worte vom Pontifex: Bei einem Treffen mit Muslimen verurteilte Benedikt XVI. den Terrorismus und sprach vom "gemeinsamen Feind". Anschließend begab sich der Papst auf das Marienfeld - um mit rund 700.000 Menschen die Abendandacht zu feiern.

Bis zum Abend füllte sich der ehemalige Braunkohletagebau westlich von Köln mit mehr als 700.000 Menschen. Viele der 425.000 Weltjugendtagsteilnehmer wollten die Nacht dort unter freiem Himmel verbringen. Zur Abschlussmesse des Weltjugendtages am Sonntag mit dem Papst werden mehr als 800.000 Menschen erwartet.

Papst Benedikt XVI. grüßt auf dem Marienfeld die Pilger (Foto: Foto: dpa)

Zuvor hatte Benedikt XVI. bei einem Treffen mit Muslimen den Terrorismus als "pervers und grausam" verurteilt. Zugleich erinnerte er an Kriege, Gewalt und Hass zwischen Christentum und Islam in der Geschichte. Sowohl der Papst als auch Repräsentanten der Muslime setzten sich für einen verstärkten Dialog ein. "Auch die islamische Welt sollte ihre historische Schuld bekennen und zu einem neuen konstruktiven Anfang bereit sei", sagte Nadeem Elyas vom Zentralrat der Muslime in Deutschland. Der Terrorismus sei der "gemeinsame Feind".

Vatikan-Beobachter nannten die Rede des Papstes an die Muslime ungewöhnlich engagiert. "Der Terrorismus, welcher Herkunft auch sei, ist eine perverse und grausame Entscheidung, die das unantastbare Recht auf Leben mit Füßen tritt und die Fundamente jedes geordneten Zusammenlebens untergräbt", sagte das katholische Kirchenoberhaupt. Die Attentäter und deren Hintermänner hätte das Ziel, "unsere Beziehungen vergiften zu wollen". Dabei "bedienen sie sich aller Mittel, sogar der Religion...".

Es war Ratzingers erste ausführliche öffentliche Auseinandersetzung mit dem fundamentalistischen Terrorismus seit seiner Papstwahl vor vier Monaten. Von dem Treffen mit dem Papst erhoffe man sich eine "Motivierung der einzelnen Gläubigen, sowohl in den Kirchen als auch in den Moscheengemeinden zu mehr Begegnung und gemeinsamen Aktionen", sagte Elyas nach dem einstündigen Gespräch im Erzbischöflichen Haus.

Er fügte allerdings hinzu: "Hier mangelt es beiden Seiten an Mut und Vertrauen." Der Dialog sollte "zu einer festen Institution" werden, etwa in Form eines ständigen Dialogforums. Dabei sollte es auch um Themen wie "Orientierungslosigkeit vieler Jugendlicher, die Bildungsdefizite und zunehmende A-Religiosität" gehen.

Zur schmerzlichen Vergangenheit zwischen Islam und Christentum meinte Elyas: "Es ist ein Gebot der Stunde, einen Schlussstrich unter die schwarzen Kapitel zu ziehen." Dies könne in Form eines großen "Mea Culpa" geschehen, wie es Papst Johannes Paul II. zu Judenverfolgungen getan habe. Aber auch die islamische Welt sollte dabei ihre historische Schuld eingestehen.

Nach Angaben des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, verlief die Begegnung in "verständnisvoller Atmosphäre". Bei 3,2 Millionen Muslimen in Deutschland sei es "beim Besuch des Papstes sehr wichtig, darüber zu reden, wie wir ein gemeinsames Zusammenleben gestalten können".

Die Bahn mobilisierte am Samstag alle Reserven, um die Pilgerströme in Richtung Marienfeld zu bewältigen. "Alles, was rollt, ist im Einsatz", sagte ein Bahn-Sprecher. Rund 400 Züge sollten insgesamt im Tagesverlauf in Richtung Bahnhof Horrem westlich von Köln starten. Von dort aus mussten die Weltjugendtagsbesucher noch einige Kilometer zu Fuß gehen.

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