Koala überlebt Flammenhölle:Sam erobert die Herzen der Australier

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Hoffnung in der Asche: Ein Feuerwehrmann fand inmitten der Buschbrände eine völlig erschöpfte und ausgetrocknete Koaladame - und rettete sie.

In Zeiten der verheerenden Buschfeuer gibt den Australiern eine Geschichte Hoffnung - die der kleinen Koaladame Sam. Denn Sam hat es geschafft. Sie hat die Brände überlebt.

Koaladame Sam mit verbundenen Pfoten: Der kleinen Bärin geht es inzwischen wieder gut. (Foto: Foto: AP)

Feuerwehrmann Dave Tree stieß auf das weibliche Beuteltier, als er im Bundesstaat Victoria gegen die Buschbrände kämpfte. Verblüfft schaute er zu, wie die offenbar vollkommen ausgetrocknete Koaladame gierig zwei Flaschen Wasser leerte.

"Manche überleben die Buschbrände... geht's dir gut, Kumpel?", fragte Tree, während er das Tier streichelte und ein anderer Feuerwehrmann die Szene mit seiner Handy-Kamera filmte.

Der Film über den Koala, der umgehend auf den Spitznamen Sam getauft wurde, entwickelte sich bei YouTube zum Publikumsmagneten und wurde im Handumdrehen mehr als 51.000 Mal aufgerufen. Laut der Zeitung Herald Sun trug Sam bei den Buschfeuern Brandverletzungen an den Pfoten davon und litt unter starken Schmerzen. Sie werde inzwischen in einer Wildschutzstation aufgepäppelt und sei auf dem Wege der Besserung.

Mit mehr als 300 Toten gerechnet

Sam wurde zur Behandlung in das Mountain Ash Wildlife Shelter in Rawson gebracht, 170 Kilometer östlich von Melbourne. Dort weckte das Koalaweibchen die Aufmerksamkeit eines männlichen Artgenossen namens Bob, berichtete Heimleiterin Coleen Wood. Die beiden seien unzertrennlich geworden. Bob wache sorgsam über seine neue Freundin.

Inzwischen hat die Koaladama ihren Retter wiedergetroffen. "Ich hatte einen dicken Kloß im Hals, es war eine sehr bewegte Woche. Es tat einfach nur gut, zu sehen, dass es ihr gut geht," sagte Tree.

In Australien rechnet man inzwischen nach dem Flammeninferno mit dem Schlimmsten: "Die Zahl der Toten wird gewaltig sein", sagt Feuerwehrmann John Munday über den Ort Marysville nördlich von Melbourne.

Nach der Sperrung der Ortschaft können die Überlebenden vorerst nicht nach vermissten Familienmitgliedern und Freunden suchen und müssen mit der Ungewissheit über das Schicksal der Angehörigen leben. Um die Überlebenden vor traumatischen Anblicken zu schützen, haben die Behörden Marysville nach den verheerenden Bränden vom Wochenende abgeriegelt. In dem Ort werden noch bis zu 100 Tote vermutet.

Insgesamt würde die Zahl der Todesopfer damit auf rund 300 steigen. "Es sind immer noch viele Tote in den Häusern", sagt der Regierungschef des Bundesstaates Victoria, John Brumby. "Wenn Menschen in diese Gebiete zurückkehren, und dort sind immer noch Leichen, wäre der Eindruck völlig niederschmetternd."

Die Gerichtsmediziner der Polizei durchkämmen momentan das Gebiet, um in der Asche und den Ruinen zerstörter Häuser nach Leichen zu suchen. "Man muss Straße für Straße durchsuchen, Haus für Haus", sagt die Polizeikommissarin Christine Nixon. Manche der Opfer seien so schwer verbrannt, dass sie vielleicht nie identifiziert werden würden.

Das Katastrophengebiet im Südosten Australiens ist doppelt so groß wie London und umfasst mehr als 20 Städte im Norden von Melbourne. Mehr als 1000 Häuser wurden zerstört. Etwa 4000 Feuerwehrmänner bekämpfen immer noch rund 33 Feuer, 23 davon sind noch nicht unter Kontrolle. "Wir sind weiter in einer Feuerkrise", sagte Ministerpräsident Kevin Rudd vor dem Parlament.

Mittlerweile hat die Polizei mit der "Operation Phoenix" die größte Untersuchung gegen Brandstifter in der Geschichte Australiens gestartet. Umgerechnet rund 50.000 Euro Belohnung sind auf Hinweise ausgeschrieben, die zur Verhaftung eines Brandstifters führen.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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