Klatten-Affäre:Der Charmeur und die Gräfin

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Der Schweizer Hochstapler, dem Susanne Klatten zum Opfer fiel, hat seine Masche bei vielen Frauen angewendet - und auch eine adlige Dame umgarnt.

Helg S., der 43-jährige mutmaßliche Erpresser der Quandt-Erbin Susanne Klatten, scheint eine magische Wirkung auf Frauen zu haben - offenbar auch auf solche, die deutlich älter sind als er. Mehrere Fälle werden nun bekannt.

Helg S. war einer der Erpresser von Susanne Klatten - und offenbar bei vielen Frauen erfolgreich. (Foto: Foto: news.ninemsn.au)

Auch eine Schweizer Gräfin soll ihm auf den Leim gegangen sein, berichtet die Bild-Zeitung in ihrer Mittwochsausgabe. 83 Jahre war die Frau demnach alt, als sie Helg S. in einer Hotelbar kennenlernte. Der damals 36-jährige umgarnte sie mit Schmeicheleien und guten Manieren. Die Dame, so schreibt die Zeitung weiter, hätte bereits zwei Ehen hinter sich gehabt - und immer noch einen Adelstitel und jede Menge Geld.

Die Muster ähneln der Klatten-Erpressung: Gute Manieren, Verführung, später die Geschichte einer Notlage, die Geld erfordert.

Auch laut dem Schweizer Tageseinzeiger soll S. bereits 2001 in Genf wegen der Klage einer 83-jährigen Schweizer Millionärin verhaftet worden sein - ob es sich bei beiden Berichten um die gleiche Frau handelt, war nicht ersichtlich. Er habe mit der Frau Heiratspläne geschmiedet und sich damit Millionen Schweizer Franken erschlichen, ohne sie erpressen zu müssen, schreibt der Tagesanzeiger. Einen großen Teil der Summe habe S. aber zurückgezahlt und so erreicht, dass die Millionärin eine Klage zurückzog.

Bei einem seiner weiteren Opfer handelt es sich nach SZ-Informationen um eine Frau aus einer bekannten niederbayerischen Unternehmerfamilie. Sie ist Mitte 60. Ihr Name steht in den Unterlagen der Staatsanwaltschaft Pescara, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Der heute 43-jährige S. soll diese Frau mit derselben Masche wie Klatten um rund zwei Millionen Euro gebracht haben: Auch ihr spielte er Liebe vor, auch ihr erzählte er von seinen angeblichen Problemen in den USA, von einem Prozess gegen ihn, der "katastrophale" Folgen für ihn haben könne. Zuerst wollte S. 1,2 Millionen Euro, später reduzierte er die Summe auf die Hälfte. Das Geld übergab ihm die Frau in drei Tranchen in München: 100.000 Euro am 9. März 2006, dieselbe Summe am 30. März, und am 4. August 2006 weitere 400.000 Euro.

Wie auch bei Klatten gaben sich S. und sein mutmaßlicher Hauptkomplize Ernani B., 63, damit aber noch nicht zufrieden und begannen mit der Erpressung. Wenn sie vermeiden wolle, dass Fotos ihrer Intimbeziehung an die Öffentlichkeit gelangen, solle sie ihm 1,5 Millionen Euro zahlen. Das tat die ältere Dame auch: In Bad Ragaz übergab sie das Geld - in Schweizer Franken.

Anton Winkler, Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft, die gegen S. ermittelt, wollte sich zu weiteren Opfern nicht äußern.

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