Kindesmissbrauch:Fünf Wochen in der Hand eines Sexualstraftäters

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Die Polizei hat die vermisste 13 Jahre alte Stephanie aus Dresden aus der Gewalt eines vorbestraften Sexualstraftäters befreit. Ein Zettel im Papiercontainer lieferte den Hinweis.

Stephanie wurde nach Behördenangaben von einen vorbestraften Sexualtäter entführt und sexuell missbraucht. Die Polizei entdeckte das Mädchen am Mittwoch in der Wohnung des 35- Jährigen im Dresdner Stadtteil Striesen, unweit ihres Elternhauses.

Er hat an ihr "massive sexuelle Übergriffe begangen", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, Christian Avenarius. Der 35- jährige Verdächtige wurde festgenommen. Er soll am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Danach wollen Polizei und Staatsanwaltschaft ausführlich über die Umstände der Tat und der Befreiung informieren.

"Wir wussten bis heute Morgen nichts", sagte Polizeisprecher Thomas Geithner. Rund 200 Freunde, Angehörige, Bekannte und Schulkameraden waren am Morgen in einem Schweigemarsch den Schulweg von Stephanie abgegangen.

Am Vormittag habe ein 31 Jahre alter Mann an einem Papiercontainer in einer Parallelstraße von Stephanies Elternhaus einen Zettel gefunden, auf den ein Hilferuf gekritzelt war. "Wir gehen davon aus, dass er von Stephanie stammte", sagte Avenarius. "Der Finder sollte das Papier, auf dem auch eine Adresse zwei Ecken entfernt stand, zur Polizei bringen", sagte Geithner.

Der Täter war seit Jahren unauffällig

Der Mann habe umsichtig gehandelt und ihn auf einem Polizeirevier abgegeben. "Die Adresse wurde überprüft, aber in der Wohnung in einem Mehrfamilienhaus reagierte niemand, obwohl Licht brannte", erzählte Geithner. Kurz nach 12.00 Uhr öffnete die Polizei die Wohnung mit einem Schlüsseldienst. "Dort wurde Stephanie gefunden und gleichzeitig ein 35-jähriger Dresdner, der sie gefangen hielt." Dem Mädchen gehe es nach der Befreiung den Umständen entsprechend gut.

Gegen den mutmaßlichen Täter wird laut Avenarius unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern ermittelt. "Er lebte seit Jahren unauffällig in Freiheit." Die letzte Haft des wegen Sexualstraftaten verurteilten Mannes liege lange zurück.

Aus Respekt vor der Schülerin und ihren Angehörigen verzichtete Avenarius zudem auf die Schilderung von Einzelheiten. Die Ermittler sehen laut Avenarius aber derzeit keine Verbindung zum sexuellen Missbrauch zweier weiterer Mädchen in Dresden und Umgebung.

Der als zuverlässig geltende Teenager war am 11. Januar auf dem Weg zur Schule spurlos verschwunden. Mehrere Suchaktionen waren ohne Erfolg geblieben. Nach dem Verschwinden der Schülerin am 11. Januar auf dem Schulweg hatte die Polizei tagelang mit einem Großaufgebot die Umgebung abgesucht. Die Ermittler der Sonderkommission "Stephanie" rechneten mit allem: vom Unfall bis zum Verbrechen. Zuletzt wurden sogar die Gäste der Pension des Vaters überprüft und die tschechische Polizei im Grenzgebiet in die Fahndung einbezogen.

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