Kinderschänder-Prozess:Dutroux-Anwalt kündigt neue Enthüllungen an

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Im Prozess gegen den belgischen Kinderschänder Marc Dutroux hat dessen Anwalt Ronny Baudewyn erklärt, sein Mandant werde auch über "die Verantwortung verschiedener Beschuldigter" aussagen. Dutroux schilderte dem Gericht unterdessen seine unglückliche Kinderheit.

"Dutroux wird sicherlich neue Dinge erzählen, auch was die Verantwortung verschiedener Beschuldigter betrifft", sagte der Verteidiger vor Sitzungsbeginn im südbelgischen Arlon.

Die vier Angeklagten im belgischen Kinderschänderprozess, von links: Michel Nihoul, Michel Lelievre, Michele Martin and Marc Dutroux (Foto: Bild: AP)

Am Morgen schilderte der mutmaßliche Kinderschänder Dutroux zunächst seine Kindheit, die nicht glücklich verlaufen sei: "Meine Mutter hat mich nie unterstützt, und mein Vater hatte Probleme, mich als seinen Sohn anzunehmen."

Ins kriminelle Millieu sei er von anderen reingezogen worden, ohne es zu wollen, betonte der 47-Jährige. Er sollte im Laufe des Tages auch zu den konkreten Vorwürfen gegen ihn Stellung nehmen.

Dutroux wird die Entführung und Vergewaltigung von sechs Mädchen zur Last gelegt. Vier von ihnen starben an den Torturen. Zudem soll der Angeklagte einen Komplizen ermordet haben.

Mit auf der Anklagebank sitzen Dutroux' Ex-Frau Michelle Martin sowie die mutmaßlichen Komplizen Michel Lelièvre und Michel Nihoul. Letzterer wurde verdächtigt, Verbindungsmann zu einem Pädophilen-Ring gewesen sein mit Kontakten in höchste Justiz- und Politikkreise. Dies ließ sich allerdings nie nachweisen.

"Was seine eigene Verantwortung betrifft, braucht man keine großen Enthüllungen zu erwarten", sagte Baudewyn, der Dutroux zusammen mit drei weiteren Anwälten verteidigt. Neues dürfte Dutroux jedoch zur Verantwortung anderer sagen. Als eine Schlüsselfrage des Prozesses gilt, ob es ein Netzwerk weiterer Hintermänner gab.

In dem Prozess will das Gericht bis Ende April fast 500 Zeugen vernehmen. Das geht aus der Zeugenliste hervor, deren Verlesung am Mittwoch im südbelgischen Arlon begann. Unter den Zeugen sind auch die geretteten Opfer Sabine Dardenne und Laetitia Delhez.

Der Anwalt Jan Fermon, der das überlebende Dutroux-Opfer Laetitia Delhez vertritt, will den Geschworenen das Kinderversteck im Haus von Dutroux vorführen. In dem rund zwei Quadratmeter messenden Kellerloch von nur 1,65 Metern Höhe hatte Dutroux seine Opfer monatelang eingesperrt.

"Wir möchten, dass sie alle mit uns kommen um zu sehen und zu fühlen, wie das Leben für die entführten Kinder dort gewesen ist", sagte Fermon an die Adresse der Geschworenenjury. Das Gericht will bis Ende April fast 500 Zeugen vernehmen.

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