Kind in Neckar geworfen:Lebenslänglich für die Mutter

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Das Mädchen war vier Jahre alt, als ihre Mutter sie von einer Brücke in den Neckar stieß: Das Stuttgarter Landgericht hat die 34-Jährige nun zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Eine 34-jährige Mutter, die ihre kleine Tochter in den Neckar geworfen und damit getötet hat, muss lebenslang ins Gefängnis. Das Stuttgarter Landgericht verurteilte die Frau zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.

Sie habe die Vierjährige heimtückisch getötet, um ihr eine ungewisse Zukunft zu ersparen, sagte Richter Wolfgang Hahn, der von einem tragischen und entsetzlichen Geschehen sprach. Mit dem Urteil entsprach das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte auf Totschlag plädiert und maximal sieben Jahre Gefängnis verlangt.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Einzelhandelskauffrau die vierjährige Iva-Maria am 12. Dezember 2008 von einer Brücke aus sechs Meter Höhe in den Fluss gestoßen hatte. Das Kind schrie laut und ertrank innerhalb weniger Minuten. "Der Erstickungstod ist quallvoll", sagte Richter Hahn.

Die geständige Frau habe die Arg- und Wehrlosigkeit des Kindes ausgenutzt. Ein Schleusenwärter entdeckte die Leiche später in der Neckarschleuse in Stuttgart-Untertürkheim. Die Mutter wollte sich danach umbringen, konnte diesen Entschluss jedoch nicht in die Tat umsetzen und stellte sich einige Stunden später der Polizei in der Stuttgarter Innenstadt.

Die 34-Jährige habe sich alleingelassen, überfordert und verzweifelt gefühlt, sagte der Richter. Hintergrund dafür sei gewesen, dass bei dem Kind eine Entwicklungsstörung festgestellt worden sei. Mit dieser Diagnose habe sich die Frau, die eine gute Mutter habe sein wollen, schwer getan. "Bei der Angeklagten verblieb die Sorge, dass ihre Tochter behindert sein könnte." Die Vierjährige habe aber keine Behinderung gehabt und habe bei der Therapie Fortschritte gemacht, berichtete Richter Hahn.

"Es bleibt die Unbegreiflichkeit der Tat." Die Frau sei voll schuldfähig gewesen, sagte der Richter. Er sprach von einer neurotisch-konflikthaften Persönlichkeit. Nach eigener Darstellung fühlte sich die Frau von ihrem Ehemann, ihrer Mutter und ihrem Bruder im Stich gelassen.

Am Tag der Tat hinterließ sie ihrem Mann einen Zettel in der Wohnung, auf dem unter anderem stand: "Lebe wohl Du Riesenidiot. Suche nicht mehr nach uns." Bevor die Angeklagte ihr Kind in den Neckar warf, hatte sie noch Streit mit ihrer Mutter. Diese hatte der 34-Jährigen vorgeworfen, ihr Kind zu arg zu verwöhnen, wie Richter Hahn berichtete.

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