Kestner-Museum:600 Euro Strafe für Millionenraub

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Wegen eines millionenschweren Kunstraubs wurde ein 27-Jähriger zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Mann behauptete, die Exponate gefunden zu haben.

Nach einem Millionen-Kunstraub aus dem hannoverschen Kestner-Museum ist ein 27-Jähriger am Mittwoch zu einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt worden. Das Amtsgericht Hannover sprach den Arbeitslosen wegen Unterschlagung einer rund eine Million teuren Bernstein-Madonna und drei weiterer Exponate schuldig.

Bernstein-Madonna (Foto: Foto: dpa)

Die Polizei hatte den Mann auch des Diebstahls verdächtigt, konnte ihm dies aber nicht nachweisen. Der Angeklagte beteuerte vor Gericht, er habe die Kunstgegenstände im Februar in einer Plastiktüte vor seinem Auto gefunden und nicht geahnt, dass sie gestohlen sein könnten.

In der Tüte befanden sich neben der Madonna aus der Welfen- Sammlung noch ein mittelalterlicher Holzschrein und ein Reliquienfläschchen im Wert von jeweils 5000 Euro sowie eine Vase im Wert von 10 000 Euro. Die Vase sei in der Tüte sofort zerbrochen, sagte der Angeklagte.

Museum war Raub gar nicht aufgefallen

Die anderen Objekte bot er einem Kunsthändler in Hameln und einer Internetverkaufsagentur in Hannover an. Der Händler täuschte Interesse an einem Kauf vor, nahm die Madonna an sich und informierte die Polizei.

Gleichzeitig recherchierte er, aus welchem Museum die Statue stammen könnte. Erst durch diese Nachforschungen fiel dem Kestner-Museum der Verlust auf.

Wegen Bauarbeiten waren die Objekte Anfang des Jahres vorübergehend im Magazin gelagert. Der Dieb musste deshalb nur durch eine unverschlossene Tür gehen und sie aus einer Vitrine nehmen.

In der Verhandlung bestritt der 27-Jährige den Diebstahl vehement. "Ich hatte Kopfschmerzen und bin aus Langeweile in mehreren Museen gewesen", beteuerte er.

Mildeste Form des Urteils

Nach Überzeugung des Richters hatte der Angeklagte jedoch das "Geschäft unbedingt durchziehen wollen". Er habe nicht etwa die Polizei informiert, sondern mit großem Aufwand versucht, die Gegenstände zu verkaufen.

"Das ist die denkbar mildeste Form eines Urteils", sagte der Richter. Er folgte mit dem Urteil dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte eine Einstellung des Verfahrens gefordert.

Nach dem Kunstraub seien die Sicherheitsvorkehrungen im Kestner- Museum verschärft worden, sagte Museumsdirektor Wolfgang Schepers, der als Zeuge geladen war. Das Museum verfügt über 100 000 Kunstschätze des Alten Ägyptens, der Antike und des Mittelalters, von denen 3000 ausgestellt sind.

Erst im Januar war im Historischen Museum in Hannover der Diebstahl des Gemäldes "Georg Kestner als Kind" entdeckt worden. Die Polizei ermittelte einen bereits bekannten 60-Jährigen als Täter, der den Raub gestand. Auch hier wurde das Sicherheitskonzept des Museums überprüft.

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