Nun informiert ja nahezu jedes Weinlehrbuch darüber, dass zum Dekantieren eines Weines eine Kerze und ein helles Tischtuch vonnöten sind, damit einem beim Umfüllen von der Flasche in die Karaffe nicht die "Depot" genannten Ablagerungen entgehen und womöglich im Anschluss an die Prozedur unschön im gerade "gelüfteten" Wein umherschwirren. Ich selbst habe allerdings nie begriffen, warum diese Kerzenkellerromantik bis heute beschworen wird, wenn man einen Wein von A nach B transportieren will, denn die Ablagerungen zeigen sich auch ohne Kerze jedem, der aufmerksam und bedächtig seinen Wein unter normalen Lichtverhältnissen dekantiert. Sei's drum. Kerzen sind out, dachte sich wahrscheinlich auch die Firma Leopold Vienna in Röthenbach und bietet ab sofort das "Winelight" an, eine der wahrscheinlich überflüssigsten Erfindungen in der großen Weinwelt zwischen China und Kalifornien in den letzen 4000 Jahren.
Das "Winelight" taugt weder als Dekantiergerät noch als Nachttischlampe. Das vielleicht noch formschöne "Gerät" wird an den Rand einer ebenen Fläche gestellt, bekommt die edle Flasche eingebettet (entkorkt, versteht sich) und alsdann seinen Halogenscheinwerfer eingeschaltet, um anschließend sanft geneigt zu werden, damit der Göttertrunk sachte, sachte in die unter die Tischplatte gehaltene Karaffe fließen kann. Dank der grellen Beleuchtung entgeht einem der anfließende Depotfaden des Weins nicht, und man kann das Dekantieren rechtzeitig abstoppen. Einfach genial! Stecker ziehen, Gerät beiseite stellen, abkühlen lassen und fertig. Noch ein Tipp: Dekantieren Sie in der Nähe einer Steckdose, sonst funktioniert hier nichts. Und achten Sie darauf, dass Sie nicht über das Netzkabel stolpern, sonst geht Ihnen außer dem "Winelight" auch noch die teure Karaffe zu Bruch. Von dem verschütteten Wein und dem durchtränkten Teppich wollen wir erst gar nicht reden.("Winelight", 399,- DM, Tel. 0911/950490)