Katholische Kirche:Kardinal Meisners Schelte

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In einem Rundumschlag hat der Kölner Kardinal Joachim Meisner Politik, Medien und Gesellschaft scharf kritisiert. Deutschland lebe unter seinen geistigen und geistlichen Verhältnissen. Und er geißelte den Umgang mit menschlichem Leben.

"So kann es nicht mehr weitergehen", sagte der Kölner Erzbischof am Sonntag im Deutschlandfunk. Besonders hart ging er mit der Politik ins Gericht - vor allem mit dem Verhalten von Unions-Politikern in der jüngsten Stammzelldebatte: "Wenn die Parteivorsitzende der C-Partei und die Ministerin (...), Die Regierungsverantwortung für dieses Gebiet trägt und sich ebenfalls der C-Partei zurechnet, eindeutig Stellung genommen hätten, wäre das Ergebnis wahrscheinlich schon ganz anders ausgefallen", sagte Meisner in Anspielung auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Der Bundestag hatte die umstrittene Forschung an embryonalen Stammzellen in Deutschland Mitte April erleichtert.

Kardinal Meisner: So kann es nicht mehr weitergehen (Foto: Foto: AP)

"Ein geistvergessenes Volk, das tötet seine Kinder", sagte Meisner weiter. Darum gebe es in Deutschland nicht nur zu wenig Kinder, sondern auch so viele Auswanderungen und so wenig Einwanderungen. "Das heißt, ein geistvergessenes Volk ist ein Volk, das das Leben unter sich selbst vernichtet", sagte der Geistliche.

"Familie unter dem Gesichtspunkt der Ökonomie"

Den jungen Menschen fehlten die Vorbilder. Sie würden Frauen und Männer in der Politik sehen wollen, über die man sagen könne: "So müchte ich auch sein und mein Leben gestalten, also wo Ehe, Familie und Politik sich wirklich sehen lassen können", erklärte der Kardinal.

Zur Familienpolitik sagte er, Familie sei "nicht irgendwie ein gesellschaftlich gewachsenes Gebilde", sondern habe eine gottgewollte Schöpfungsgrundlage: "Wer sich an der Familie vergreift, der vergreift sich an der Kultur des Menschen", erklärte er. Es sei schlimm, dass die Familie "weitgehend unter dem Gesichtspunkt der Ökonomie" gesehen werde.

Kritischen Umgang mit Medien angemahnt

Der Kölner Kardinal mahnte außerdem zu einem sehr kritischen Umgang mit den Medien. Journalisten bezeichnete er in Anlehnung an den Apostel Paulus als Beherrscher des Luftreiches, "die die öffentliche Meinung machen, gegen die man sich gar nicht wehren kann, die man eigentlich einatmen muss".

Wer als Journalist, als Meinungsmacher in unserer Gesellschaft arbeite, werde für jedes Wort, das er gesprochen hat, einmal Rechenschaft ablegen müssen. "Die Stunde, die kommt für jeden Einzelnen von uns. Und eine verantwortete journalistische Arbeit ist für unsere Gesellschaft hoch notwendig", mahnte Meisner.

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