Katholische Kirche:Kardinal Lehmann spricht über Mißbrauchsfälle

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Kardinal Lehmann hat sich erstmals zum mutmaßlichen Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg geäußert. Die Kirche wolle "mit allen Kräften" aufklären, versprach er.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat betont, dass jeder Fall von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche "ein Fall zu viel" sei. Wenn jemand "schuldig geworden ist, darf er auf gar keinen Fall in der normalen Seelsorge beschäftigt werden", sagte Lehmann am Freitag in Fulda nach dem Abschluss der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe.

Kardinal Karl Lehmann nach der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. (Foto: Foto: AP)

Lehmann äußerte sich damit erstmals zu dem mutmaßlichen Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg. Dort war im August ein bereits einschlägig vorbestrafter Geistlicher aus der Gemeinde Riekofen unter dem Verdacht verhaftet worden, jahrelang einen Ministranten missbraucht zu haben. Lehmann sagte, die Kirche wolle alles tun, "um Missbrauch mit allen Kräften aufzudecken".

Zunächst sei aber immer der einzelne Täter verantwortlich, "auch wenn wir wissen, dass wir als Kirche immer mitgetroffen werden". Dadurch gebe es einen Vertrauensverlust für die Kirche. Diesen wollten die Bischöfe mit einer möglichst hohen Transparenz ausgleichen.

Die katholische Kirche habe seit 2002 Leitlinien für den Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs, hob Lehmann hervor. Danach sollen Priester, die auffällig geworden sind, nicht wieder in der Seelsorge eingesetzt werden, wo sie mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben.

Der Kardinal räumte ein, dass dies in Regensburg offenbar nicht geschehen sei: "Dass da oder dort anders hätte gehandelt werden müssen, das will ich nicht in Abrede stellen." Der Opferschutz hat nach Aussage Lehmanns für die Bischöfe Vorrang. Die Bischofskonferenz könne nicht überprüfen, ob die Leitlinien voll ausgeschöpft und angewendet würden.

Die Verantwortung für einzelne Maßnahmen blieben beim jeweiligen Bistum. Die 71 Bischöfe und Weihbischöfe hatten den Missbrauchsfall nicht auf ihrer Tagesordnung. Lehmann berichtete, dass zu Beginn der Tagung keiner seiner Amtsbrüder einen Antrag gestellt habe, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Auch nicht "auf mehrfache Nachfrage". Trotzdem sei am Donnerstag über zwei Stunden darüber diskutiert worden.

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