Kate Middleton:Prinzessin auf der Tasse

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Wenn es nach der königlichen Familie geht, heiratet William seine bürgerliche Freundin. Die Nippeshändler sehnen sich nach der Hochzeit - und produzieren schon mal vor.

Wolfgang Koydl

Vernünftig und klug, unkompliziert und humorvoll, attraktiv und lebhaft - dies sind nicht die Attribute, die man gemeinhin mit der Familie Windsor in Verbindung bringt. Die britischen Royals benehmen sich vielmehr meist so, als ob sie für eine Fernsehserie über eine besonders verkorkste Familie Pate stehen wollten.

Kate und William auf einer Tasse von Woolworth (Foto: Foto: AP)

Umso glücklicher scheint man im Königshaus über den voraussichtlich jüngsten Zuwachs zur "Firma" zu sein, wie die königliche Familie sich selbst nennt: Denn wenn die Rede auf die 24-jährige Kate Middleton kommt, seit 2004 des Prinzen Williams Dauerfreundin, sprudeln die positiven Adjektive nur so von allen Lippen.

Eine Tochter für Charles

Sogar Papa Charles, Stiefmama Camilla und die gestrenge Großmutter Elizabeth scheinen einen Narren an der Tochter aus gutbürgerlichem Haus gefressen zu haben. Anders als etwa Lady Diana Spencer, die einer der ältesten und vornehmsten Sippen des Königreiches entstammte, findet man bei den Middletons keinen Tropfen blauen Blutes:

Mutter Carole war Stewardess, Vater Michael machte Millionen mit einem Versandhandel für Accessoires für Kindergeburtstage. So konnte die kleine Kate wenigstens schon mal üben: Zum Sortiment gehörten Prinzessinnenkleidchen.

Aus den Kinderspielen scheint mittlerweile Ernst geworden zu sein. Bei der Königin war Kate schon in allen drei Schlössern zu Besuch: Im Buckingham Palace, in Windsor Castle und im schottischen Balmoral. Vor allem der Thronfolger aber soll, so heißt es, in ihr die Tochter sehen, die er selbst nie hatte. Kate ist regelmäßig Gast in Highgrove, dem Landsitz des Prinzen von Wales, und sie darf dort mit William im selben Zimmer übernachten.

Unlängst wurde Kate sogar beim feinen Pferderennen von Cheltenham gesichtet - in der königlichen Loge von Charles und Camilla, aber ohne William, der zurzeit seine Offiziersausbildung an der Eliteakademie Sandhurst absolviert.

Chelsy Davy, die Freundin von Williams jüngerem Bruder Harry, würde eine solche Ehre vermutlich nie zuteil werden, denn in ihrem Fall dürften die Royals ausnahmsweise die Einschätzung der Boulevardpresse teilen:

Dort wird sie als "kettenrauchender südafrikanischer Schluckspecht" mit fast ausschließlichem Interesse an feuchtfröhlichen Partys tituliert.

Kate Middleton hingegen scheint vorbildlich in jeder Hinsicht. "Ich hatte immer den Eindruck, dass sie sich für jemanden ganz speziellen aufsparen wollte", hauchte denn auch die alte Schulfreundin Gemma Williamson vom teuren Marlborough College in Reportermikrofone.

"Die königliche Familie kann sich glücklich schätzen, sie zu haben." Und Jessica Hay, eine andere Schulkameradin, ergänzte: "Kate hat Klasse, Ausdauer und die geistige Kraft, um das Scheinwerferlicht zu überleben."

Codename "Casino Royale"

Diese Scheinwerfer der Öffentlichkeit werden denn auch seit kurzem immer heller aufgedreht und immer schärfer auf die junge Frau eingestellt. So ist es keine Überraschung, dass die einschlägig interessierte Presse und die Paparazzi bereits die Glocken für eine Traumhochzeit läuten hören.

Auftrieb gab diesen Spekulationen soeben ausgerechnet die Supermarktkette Woolworth, deren Angebotspalette grundsätzlich eher weniger prinzlich ausfällt.

Doch ausgerechnet der billige Jakob des britischen Einzelhandels teilte mit, dass er in einer Geheimoperation mit dem sinnreichen Codenamen "Casino Royale" bereits Hochzeitssouvenirs im Millionenwert eingelagert habe:

William will nicht vor 28

25.000 Tassen, 12.000 Teller, 15.000 Geschirrtücher mit den Antlitzen des Prinzen und seiner Herzallerliebsten nebst den Worten "Wir feiern die königliche Hochzeit von William und Kate". Darüber hinaus soll der Gedenkkitsch um bis zu 20 zusätzliche Produkte erweitert werden - darunter so geschmackvolle Notwendigkeiten wie Puppen des Paares, Pantoffeln und Fingerhüte.

Nur das Datum fehlt noch, aber dieses - so ein Woolworth-Sprecher - könnte ganz schnell hinzugefügt werden. Gegen eine Trauung spricht derzeit noch eine Aussage Williams. Erst mit 28 oder 30 wolle er heiraten, hatte der 24-Jährige erklärt.

Indes: Er wäre nicht der erste Mann, der seine Meinung in dieser Angelegenheit geändert hätte. Denkbar ist auch, dass Woolworth unfreiwillig die Sache angeschoben hat. Von Lady Di ist jedenfalls überliefert, dass sie vor der Hochzeit einen Rückzieher machen wollte. "Pech gehabt", habe ihr da ihre Schwester Jane gesagt. "Dein Gesicht ist schon auf den Geschirrtüchern."

© SZ vom 20. 11. 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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