Katastrophenalarm:Mehrere Tote bei Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall

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Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, 32 teils Schwerverletzte wurden bis zum Abend aus den Trümmern geborgen. Mindestens zehn Besucher wurden nach Polizeiangaben weiter vermisst. Unglücksursache war ersten Erkenntnisse zufolge die zu hohe Schneelast auf dem Dach. Zugleich gab es Hinweise, dass die Betreiber von der akuten Gefahr wussten, die Halle aber trotzdem nicht evakuierten.

Unter den Todesopfern befanden sich Polizeiangaben zufolge zwei Kinder und drei junge Erwachsene. Unter den Geborgenen sind zahlreiche Schwerverletzte. Sie wurden nach Salzburg in ein Krankenhaus geflogen. Mehr als 700 Rettungskräfte sind im Einsatz. Sie begannen am Abend damit, in das einsturzgefährdete Gebäude vorzudringen. Da die Halle auch weiterhin zusammenzustürzen drohte, mussten die Bergungsarbeiten aus Sicherheitsgründen einmal kurzfristig unterbrochen werden.

Die eingestürzte Eissporthalle von Bad Reichenhall (Foto: Foto: AP)

"Die Bergung ist schwierig und gefährlich für die Einsatzkräfte", sagte ein Polizeisprecher. Mit Hilfe eines schweren Krans wurde versucht, das eingestürzte Dach anzuheben. "Zumindest soweit, dass Suchhunde ins Gebäude können", erläuterte der Sprecher. Erschwert wurde die Bergung auch durch heftigen Schneefall. Das Landratsamt Berchtesgaden rief Katastrophenalarm aus.

Nach Aussagen von Vorstandsmitgliedern des örtlichen Eishockeyclubs EAC Bad Reichenhall warnten die Hallenbetreiber sie bereits gegen 14 Uhr vor der Einsturzgefahr. Daraufhin sei das abendliche Training einer Jugendmannschaft abgesagt worden. Das bestätigte auch die Mutter eines der Spieler.

Wieso nicht auch die normalen Eislaufgäste gewarnt und die Halle rechtzeitig evakuiert wurde, sei "völlig unverständlich", sagte ein Vorstandsmitglied. Das Dach der Halle brach gegen 16 Uhr zusammen. Zu dem Zeitpunkt befanden sich noch circa 60 Menschen in dem Gebäude. Das Hallenmanagement war am Montagabend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Landrat Georg Grabner dementierte, dass die Einsturzgefahr im Vorfeld bekannt war.

Überlebende und Angehörige der Opfer und Vermissten wurden von den Behörden in eine nahe gelegenen Turnhalle gebracht. Dort erhielten sie auch Unterstützung durch Kriseninterventionsteams der Rettungsdienste. "Wir fürchten, dass unter den Toten und Verletzten viele Kinder sind. Für die Eltern, die ihre Kinder abholen wollten, ist das ein Schock", sagte Malteser-Sprecher Peter Volk.

Die Bergung der Verschütteten sei ein Wettlauf mit der Zeit, sagte er. "Wer verschüttet wurde, liegt auf einer Eisfläche. Deshalb stellen sich unsere Rettungskräfte nicht nur auf schwerverletzte, sondern auch auf stark unterkühlte Personen ein", sagte Volk. Neben Feuerwehr und Sanitätskräften halfen auch die Bundeswehr und das Technische Hilfswerk bei der Bergung. Sogar aus dem nahen Salzburg rückten Rettungskräfte an.

Ministerpräsident Stoiber zeigte sich tief erschüttert von der Katastrophe. "Wir alle sind in Sorge und in Gedanken mit den Opfern dieses schweren Unglücks", sagte Stoiber in München. Die Hoffnung ruhe nun auf den Rettungskräften vor Ort, die ihr Möglichstes täten. Er lasse sich ständig über die Lage vor Ort auf dem Laufenden halten. Für Dienstagmorgen kündigte Stoiber seinen Besuch in Bad Reichenhall an.

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