Katastrophenalarm in Bayern:Winterchaos fordert ersten Toten

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Zwanzig Zentimeter Neuschnee pro Stunde haben in der Nacht die Schneeberge bis zu zwei Metern Höhe ansteigen lassen - es kam zu zahlreichen schweren Unfällen. Auch Hunderte Wohnhäuser drohen unter der Schneelast einzustürzen. Und am Wochenende droht weiterer Schneefall.

Ein Feuerwehrmann ist gestern Abend bei Räumarbeiten im oberbayerischen Traunstein ums Leben gekommen.

Der 27-Jährige übersah wegen der Schneemassen eine Plexiglaskuppel auf einem Dach. Diese hielt nicht stand, und der Mann stürzte etwa 15 Meter in die Tiefe auf den Betonboden.

Im Landkreis Deggendorf wurde eine Soldatin bei der Räumung eines schneebedeckten Schuldaches schwer verletzt. Die 19-Jährige stolperte und fiel rücklings auf ein Dachfenster.

Sie durchbrach die Plexiglasscheibe und stürzte drei Meter tief zu Boden. Sie kam mit schweren Rückenverletzungen in ein Krankenhaus. Lebensgefährliche Verletzungen erlitt ein 25-jähriger Feuerwehrmann im Landkreis Schwandorf, der ebenfalls für die Dachräumung eingesetzt war. Er stürzte durch eine Lichtkuppel viereinhalb Meter tief auf dem Boden einer Halle.

Tödlicher Unfall

Die Lage in den von der Schnee-Katastrophe betroffenen Gebieten in Ostbayern bleibt angespannt. Der Kreis Straubing-Bogen hat als sechster Landkreis in Ostbayern Katastrophenalarm wegen der starken Schneefälle ausgelöst.

In der Nacht zum Freitag habe es bis zu 50 Zentimeter Neuschnee gegeben, teilten die Landratsämter mit. Die Hilfskräfte hätten rund um die Uhr gearbeitet.

Auch am Freitag sollten wieder rund 4000 Feuerwehrleute, Bundeswehrsoldaten und weitere Hilfskräfte in den Landkreisen Deggendorf, Schwandorf, Freyung-Grafenau, Passau und Regen Gebäudedächer von der Schneelast befreien.

Vor allem im Landkreis Regen sei derzeit noch keine Entspannung der Lage in Sicht. Die Stadt Zwiesel leide massiv unter den enormen Schneemassen, sagte ein Sprecher des Landratsamtes Regen. "Immer noch sind viele öffentliche Gebäude wie auch Privathäuser vom Einsturz bedroht", sagte er.

Zudem hätten seit Freitagnacht nun auch die beiden Orte Bodenmais und Bayerisch Eisenstein Probleme mit Schneelasten auf den Dächern. "Auch Bauernhöfe bekommen zunehmend Schwierigkeiten", sagte der Sprecher.

Mannshohe Schneeberge

Im Landkreis Passau hat sich nach Auskunft der Behörden die Zahl der freizuräumenden Dächern zwar halbiert, trotzdem sei man mit rund 200 Gebäuden noch lange nicht "im grünen Bereich".

"Außerdem bekommen wir zunehmend Probleme auf den Straßen, weil es nicht aufhört zu schneien", sagte ein Sprecher. Auch in den Landkreisen Freyung-Grafenau, Deggendorf und Schwandorf beurteilt man die Situation "nach wie vor kritisch".

Man werde den ganzen Freitag mit allen verfügbaren Hilfskräften weiterarbeiten und hoffe auf eine baldige Lagebesserung, so der einstimmige Tenor der Landratsämter.

Im Landkreis Freyung-Grafenau liegt der Schnee bis zu 1,50 Metern und höher auf Gebäuden. Nachdem die Meteorologen bis zum Wochenende ergiebige neue Schneefälle angekündigt haben, befürchten die Krisenstäbe in den Landratsämtern, dass weitere Gebäude unter der Dachlast zusammenbrechen könnten.

Beim Zusammenstoß ihres Autos mit einem Lastwagen auf der Autobahn A 93 zwischen Bad Abbach und Hausen (Landkreis Kelheim) sind am Freitag zwei Männer gestorben. Der Lastwagen geriet auf der schneeglatten Fahrbahn ins Schleudern und durchbrach die Mittelleitplanke.

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