Katastrophen-Konferenz der UN:Deutschland bietet Tsunami-Warnsystem an

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Auf einer Konferenz im japanischen Kobe beraten die Vereinten Nationen über Möglichkeiten, die Menschen in Zukunft vor Katastrohen besser zu schützen. Deutschland hat ein deutsches Tsunami-Warnsystem angeboten.

Nach der verheerenden Flutwelle in Asien will die internationale Staatengemeinschaft ein umfassendes Tsunami-Warnsystem aufbauen.

Die fünftägige Konferenz in der japanischen Hafenstadt begann mit einer Schweigeminute.

In einer Videobotschaft vor den 3000 Teilnehmern sagte UN-Generalsekretär Kofi Annan, auf die beispiellose, weltweite Naturkatastrophe gebe es bereis eine beispiellose, weltweite Antwort.

Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn hat deutsche Hilfe angeboten. Ein Frühwarnsystem aus Deutschland würde 45 Millionen Euro kosten und könne in eineinhalb bis drei Jahren einsatzbereit sein, sagte die SPD-Politikerin im ZDF.

Mehrere Systeme im Angebot

Wie Bulmahn weiter sagte, baue das deutsche System auf den Messstationen auf, "die es heute schon gibt, die wir auch teilweise aus Deutschland schon weltweit betreiben. Aber unser Angebot sieht auch vor, dass die Systeme anderer Länder mit einbezogen werden, dass wir also gemeinsam dann ein weltweit sehr leistungsfähiges System zur Verfügung hätten."

Die UNESCO hat ein System angeboten, das 23 Millionen Euro kosten soll und Mitte 2006 in Betrieb gehen könne. Auch der japanische Regierungschef Junichiro Koizumi bot technische Unterstützung an.

Japan und die USA nutzen ein solches System bereits im Pazifischen Ozean. Deutschland mache das "Angebot zur Zusammenarbeit mit Japan, aber auch mit anderen Staaten", erklärte Bulmahn.

Die Flutwelle nach einem Seebeben hatte die Länder am Indischen Ozean am 26. Dezember völlig unvorbereitet getroffen. Nach der jüngsten Bilanz starben zwischen 162.735 und 170.010 Menschen, die Diskrepanz beruht auf unterschiedlichen Zahlen offizieller Stellen in Sri Lanka.

Der UN-Koordinator für die Fluthilfe, Jan Egeland, sagte, er hoffe, dass Regierungen und Organisationen der Vereinten Nationen bedeutende Verpflichtungen für ein Warnsystem eingingen.

Doch sei es mit Warnungen allein sei es nicht getan. Nötig seien auch Wellenbrecher, erdbebensichere und ausreichend hohe Meereswälle und Evakuierungspläne.

Über Gefahren aufklären

Ein japanischer Tsunami-Fachmann von der Universität Tohoku, Fumihiko Imamura, zeigte ein Video, wie sich die Bewohner einer Insel nach einer Warnung am Strand versammelten, um Zeuge des Naturschauspiels zu werden, statt sich evakuieren zu lassen.

Es sei zwar niemand verletzt worden. Doch dieser Fall zeige die Grenzen von Warnsystemen auf, sagte der Experte.

Die Direktorin des internationalen Tsunami-Informationszentrums der UNESCO auf Hawai, Laura Kong, sagte, die Menschen müssten über die Gefahren durch Flutwellen aufgeklärt werden. Selbst im erdbebengewohnten Japan gibt es nach Einschätzung von Fachleuten noch große Mängel.

Sicherheitsalarm für Aceh aufgehoben

Unterdessen hoben die Vereinten Nationen am Dienstag den Sicherheitsalarm für ihre Mitarbeiter in der vom Tsunami zerstörten indonesischen Provinz Aceh wieder auf. Ein 24-stündiges Fahrverbot für UN-Mitarbeiter zwischen den Städten Banda Aceh und Medan auf Sumatra wurde nicht verlängert.

Anlass für die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen war eine Warnung des dänischen Außenministeriums vor einem möglicherweise bevorstehenden Terroranschlag. Die Rebellen der Bewegung Freies Aceh haben versichert, sie würden keine Helfer angreifen.

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