Katastrophe in Kaschmir:"Eine ganze Generation ist verloren gegangen"

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Bei dem schweren Erdbeben in Pakistan sind nach neuen offiziellen Angaben zwischen 30.000 und 40.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Mehrheit der Opfer sind Schulkinder.

Etwa 60.000 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte ein ranghoher Vertreter der pakistanischen Regierung am Montag in der Hauptstadt Islamabad.

Opfer des Erdbebens in Kaschmir. (Foto: Foto: AP)

Die Zahl von 30.000 bis 40.000 Toten wurde auch von einer Sprecherin der UN-Kinderhilfswerks UNICEF genannt. Bisher war offiziell von 20.000 Todesopfern die Rede gewesen.

"Eine ganze Generation ist verloren gegangen", sagte ein Sprecher der pakistanischen Armee. Das Erdbeben habe vor allem Schulen getroffen und zahlreiche Kinder getötet. "Die Mehrheit der Opfer sind Schulkinder", sagte der General Shaukat Sultan.

Auch die Eltern sind tot

"Die Rettungskräfte bergen Kinderleichen aus den Trümmern in Muzaffarabad, aber es gibt niemanden, der nach ihnen fragt, denn ihre Eltern sind auch tot." Muzaffarabad, die Haupstadt des pakistanischen Teils Kaschmirs, sei zu 70 Prozent zerstört.

"Es gibt kein Haus in der Stadt, das nicht beschädigt ist, es gibt keine Familie, die nicht betroffen ist", sagte Sultan.

Zudem sei es am Montag zu Plünderungen gekommen, berichteten Bewohner. Grund ist, dass viele Familien nichts zu essen haben und dass es auch sonst an fast allem fehlt.

Plünderungen

Die inzwischen angelaufene Hilfe hat viele Menschen noch nicht erreicht. Wie es hieß, begannen die Menschen, leere Wohnungen und auch Tankstellen zu plündern.

In Muzaffarabad, verteidigten Ladenbesitzer ihre Geschäfte.

Die Vereinten Nationen vermuteten, das bis zu 2,5 Millionen Menschen obdachlos sind. Der Erdstoß der Stärke 7,7 hatte am Samstag Dutzende Ortschaften dem Erdboden gleichgemacht.

Mit am schlimmsten getroffen ist Muzaffarabad mit 11.000 Toten, wie Innenminister Aftab Khan Sherpao erklärte. Aus Indien wurden inzwischen 650 Tote gemeldet. Dort kursierten Gerüchte über ein weiteres Erdbeben, Warnungen wurden über die Lautsprecher der Moscheen ausgerufen.

Die Nacht im Freien verbracht

Viele Menschen verbrachten deshalb die Nacht im Freien. In Afghanistan kamen mindestens vier Menschen ums Leben.

Zahlreiche Überlebende mussten auch in Pakistan die Nacht bei eiskalten Temperaturen unter freiem Himmel verbringen. Einwohner suchten mit bloßen Händen nach Überlebenden unter den Trümmern der eingestürzten Häuser.

Rettungskräfte bemühten sich, entlegene Bergregionen zu erreichen, in denen weitere Todesopfer und Verletzte vermutet wurden.

Hilferuf

Der pakistanische Staatspräsident Pervez Musharraf bat die internationale Gemeinschaft um finanzielle Unterstützung. Weltweit setzte eine Welle der Hilfsbereitschaft ein. Die US-Streitkräfte schickten acht Hubschrauber, mit denen Hilfsgüter in entlegene Gebiete geflogen werden sollen.

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