Karneval in Deutschland:Die "tollsten Tage" - nicht ganz gewaltfrei

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Die Narren und Jecken feiern. Überschattet wurde das Treiben von Jugendlichen in Thüringen, die sich mit der Polizei anlegten.

Zehntausende Schaulustige warten in Köln seit dem Morgen auf den Rosenmontagszug, mit dem der Karneval in der rheinischen Hochburg an diesem Montag seinen Höhepunkt erreicht. Die bunt kostümierten Jecken schunkelten frierend in der Kälte.

Viele hatten zu leichte Kostüme an, weil sie sich auf den etwas optimistischeren Wetterbericht verlassen hatten.

In Köln setzt sich der Zug unter dem Motto "Mir all sin Kölle" ("Wir alle sind Köln") mit mehr als 10 000 Teilnehmern voraussichtlich kurz vor 11.00 Uhr in Bewegung. "Alles läuft bestens, die Stimmung ist super", sagte Sigrid Krebs, Vorstandsmitglied des Festkomitees Kölner Karneval.

Der "Zoch" ist länger als die zu absolvierende Strecke von 6,5 Kilometern. Wenn die Spitze des 7 Kilometer langen Zuges das Ziel in der Innenstadt erreicht, werden die Teilnehmer am Ende noch nicht losgegangen sein.

In der Landeshauptstadt lautet die Devise für Prunkwagen und Fußgruppen "Düsseldorfs närrische Illusionen". Für beide Züge haben die Karnevalisten viel politischen Biss versprochen. Über zwei Millionen Schaulustige wurden insgesamt in den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz erwartet.

Noch vor den großen Rosenmontagsumzügen in den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz verfolgten bei schönstem Vorfrühlingswetter Hunderttausende am Sonntag landauf, landab das närrische Treiben. In Berlin bewegte sich die bunte Kolonne erstmals seit 51 Jahren wieder durch den Westteil der Stadt. In Braunschweig zog der längste Karnevalsumzug Norddeutschlands durch die Straßen, in brandenburgischen Cottbus der größte des Ostens.

32-Jährige wird gegen Hauswand geschleudert

Überwiegend gewaltfrei ging es am Wochenende in den deutschen Karnevalsstädten zu. Am Samstag wurde die gute Stimmung aber im thüringischen Apolda gedämpft, als sich etwa 40 angetrunkene Jugendliche mit der Polizei Auseinandersetzungen lieferten. Drei Beamte und zehn Randalierer wurden leicht verletzt.

In Geislingen (Baden-Württemberg) starb eine 32 Jahre alte Frau, die sich nach dem Ende des Fastnachtsumzugs unbemerkt auf das Heck eines Ferraris gesetzt hatte. Als das Auto losfuhr, wurde die Frau gegen eine Hauswand geschleudert. Ein mit 23 Jugendlichen besetzter Karnevalswagen kippte in Irmtraut-Seck im Westerwald um. 19 Jugendliche wurden verletzt.

4000 Kinder feiern in Aachen

Am Rhein nahm der Straßenkarneval am Sonntag einen friedlichen und heiteren Verlauf. Etwa 8000 Menschen zogen bei dem auf mittelalterliche Gesellenbanden zurückgehenden "Schull- und Veedelszöch" durch Köln, auf demselben Weg, den am Rosenmontag der Hauptzug nehmen wird. In Aachen eroberten in einem bunten Aufmarsch 4000 kleine Jecken im traditionellen Kinderzug die Kaiserstadt.

Frankfurt am Main lockte mit dem größten Umzug in Hessen 400.000 Narren an. Bei milden Temperaturen zog sich die Karawane mit 6108 Teilnehmern durch die Bankenmetropole, darunter 51 Garden, 39 Kapellen und 99 Pferde.

Auf einem der 44 Wagen wurden Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) als Kaiserin und Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) als Chirurgin mit Säbel dargestellt. Bei Umzügen in Würzburg und Nürnberg feierten etwa 200.000 Menschen den Höhepunkt des närrischen Treibens in Bayern.

"Hier tanzt der Bär"

Pünktlich um 11.11 Uhr übernahmen bei strahlendem Sonnenschein auch in Berlin die Narren das Kommando. Unter dem Motto "Hier tanzt der Bär" zogen sie erstmals seit 51 Jahren wieder durch den Westteil der Stadt. 130 Gruppen und 2500 Karnevalisten waren dabei. Von 60 Wagen sollten 50 Tonnen Süßigkeiten auf die Zuschauer regnen.

In Braunschweig bewegte sich Norddeutschlands längster Karnevalsumzug mit rund 4420 Narren, Musikern und Tänzern sowie 55 Motivwagen durch die Straßen. Die rund sechs Kilometer lange Parade wurde nach Polizeiangaben von etwa 180.000 Zuschauern bejubelt. Von einem der vorderen Wagen warf Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) höchstpersönlich Kamelle in die Menge.

Beim größten ostdeutschen Karnevalsumzug in Cottbus marschierten etwa 4000 bunt kostümierte Narren in einem "Zug der fröhlichen Leute" durch die Innenstadt. Mehrere zehntausend Menschen versammelten sich in den Städten Sachsen-Anhalts zum närrischen Treiben, allein in der Bauhausstadt Dessau zog es 60.000 Faschingsfreunde an die drei Kilometer lange Feststrecke.

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