Kampf gegen die Camorra:Stich ins Herz des Cava-Clans

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Die italienische Polizei hat 47 Camorra-Mitglieder verhaftet und Güter im Wert von 160 Millionen Euro beschlagnahmt. Der Clan gilt als ruchlos: Auch Frauen waren in seine blutigste Fehde verwickelt.

Julius Müller-Meinigen, Rom

Die italienische Polizei hat am Freitagmorgen 47 Mitglieder der Camorra in Kampanien verhaftet. Die Verhaftungen richteten sich gegen Angehörige des Clans Cava, der in der Gegend zwischen Neapel und Avellino ansässig ist. Sie sollen unter anderem für zahlreiche Morde, Erpressungen und Drogenhandel verantwortlich sein.

Polizisten bei der Beschlagnahme von Mafia-Gütern (Foto: Foto: repubblica.it)

Nach Polizeiangaben war die Aktion der erste Erfolg gegen die Familie Cava, die die illegalen Geschäfte östlich des Vesuvs beherrscht. Zwei der per Haftbefehl Gesuchten seien der Polizei entkommen, hieß es.

Die Ermittlungen im Vorfeld der Polizei-Aktion in Quindici, einem Ort 30 Kilometer östlich von Neapel, starteten bereits im Jahr 2003 mit Telefon- und Videoüberwachungen.

Wie die Polizei mitteilte, wurden jetzt auch Immobilien und Firmen im Wert von insgesamt 160 Millionen Euro beschlagnahmt. Die Cava sollen ihre illegalen Geschäfte dabei nicht nur in Kampanien, sondern auch in anderen Regionen Italiens wie Latium, Abruzzen und der Emilia-Romagna betrieben haben.

"Wie werden in das Nervenzentrum des Cava-Clans eindringen und nicht aufgeben, bevor er ausgelöscht ist", sagte der Polizeichef von Avellino, Antonio De Jesu nach den Festnahmen und wies daraufhin, dass die Carabinieri erst vor einem Monat "einen harten Schlag gegen den anderen Clan der Gegend, die Familie Graziano gelandet" hätten. In Quindici trägt sich seit Jahrzehnten ein blutiger Familienstreit zwischen den beiden verfeindeten Camorra-Clans, Cava und Graziano, zu.

Frauen als Waffenträger

Vor allem Frauen haben bei den Auseinandersetzungen in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle gespielt. Bei einem Attentat im Mai 2002 starben drei zur Familie Cava gehörende Frauen - der bisherige Höhepunkt im Krieg der beiden Clans. Frauen agierten bis dahin zwar im Hintergrund, waren aber nicht in Gewaltaktionen der Camorra verwickelt.

Ermordet wurden die 16-jährige Tochter Clarissa des Clanchefs Biagio Cava; Maria Scibelli, die 51-jährige Schwägerin des Bosses, die bei einem Mafia-Anschlag 1992 bereits ihren behinderten Sohn verloren hatte, sowie die 53-jährige Michelina Cava. Schwer verletzt wurde damals auch Felicetta Cava, 21, die älteste Tochter des Cava-Bosses Biagio.

Im Auto der Ermordeten fanden die Ermittler mehrere Messer und Stichwaffen und interpretierten diese Tatsache als Hinweis auf einen schwelenden Streit. Die Frauen sollen vor ihrer Ermordung Schüsse auf zwei Angehörige der Graziano abgegeben haben, hieß es damals. Luigi Salvatore Graziano, der Onkel der angegriffenen Graziano-Frauen, soll daraufhin den Mordbefehl erteilt haben.

Nach Angaben der Carabinieri spielen die Frauen der Camorristi eine bedeutende Rolle bei den Geschäften der Familien. Besonders aktiv seien sie, wenn die Bosse selbst im Gefängnis sitzen.

Die Bosse Biagio und Antonio Cava sind seit geraumer Zeit in Haft. Biagio wurde im März 2007 zu einer Strafe von 10 Jahren verurteilt, zuvor war er seit Mai 2002 in einem Gefängnis in Nizza inhaftiert.

Der Cava-Clan galt bislang als vorherrschend in Quindici. Er soll fast vollständig die Kontrolle über illegale Geschäfte wie Erpressungen und Drogenhandel ausgeübt haben. Dabei gelang es der Familie unter anderem, öffentliche Aufträge zu Instandsetzungsarbeiten in Folge einer schweren Überschwemmung in der Gegend im Jahr 1998 abzuschöpfen.

Wie die Beschlagnahmungen in ganz Italien zeigen, beschränken sich die Aktivitäten des Clans jedoch nicht auf Kampanien.

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