Kampagne:Kühl bleiben

"Cool Biz": Japanische Beamte dürfen jetzt in kurzärmligen Hemden arbeiten. (Foto: Miho Takahashi/AP)

In Japan sollen Beamte in den Sommermonaten nicht ganz so zugeknöpft rumlaufen. Dabei geht es weniger um die Liberalisierung der Etikette als um die Klimaerwärmung.

Endlich wieder ein bisschen Freiheit, das dachten sich wohl die japanischen Beamten, als man sie nun an ihren Sommer-Dresscode erinnerte. Von Montag an sind sie dazu aufgerufen, die Krawatten zu Hause zu lassen und mit kurzen Ärmeln ins Büro zu kommen. Krawattenverbot, unbedeckte Unterarme? Ist es vorbei mit dem Bürokratie-Chic, der Sakko-Seriosität, dem Schwarz-Weiß des Arbeitsalltags? Geht es in Japan nun so laissez-faire-mäßig zu, dass die Beamten bald in Dreiviertelhose und Unterhemd ihren Dienst antreten? Oder einfach gar nicht mehr zu Arbeit kommen, da das irgendwie so zugeknöpft ist? Keine Sorge. Niemand will den japanischen Beamten ernsthaft aus seiner korrekten Kluft befreien. Und nein, die Lage wird sich stilistisch auch nicht zuspitzen wie in Deutschland, wo auch Vorstandsvorsitzende neuerdings in Turnschuhen und Jeans rumlaufen, Subtext: Ich bin einer von euch. Worum es in Japan geht, ist nicht die Liberalisierung der Etikette, es geht um einen Beitrag gegen die Klimaerwärmung. In den heißen Sommermonaten sollen die Klimaanlagen die Büros nicht zu stark herunterkühlen, nur auf 28 Grad, um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu verringern. "Cool Biz" nannte die Regierung diese Kampagne im Jahr 2005, inzwischen folgte man dem Aufruf an 70 Prozent der Arbeitsplätze, berichtete nun die Nachrichtenagentur Jiji Press. Immerhin. Den anderen 30 Prozent ist das dann wohl doch etwas zu cool.

© SZ vom 02.05.2017 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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