Kachelmann-Prozess:Exfreundin soll nochmal aussagen

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Um ihr die Gelegenheit zu geben, "zur Wahrheit zurückzukehren", will Kachelmanns Anwalt nochmal dessen Exfreundin aussagen lassen. Der Wettermoderator selbst gibt morgen sein Comeback im deutschen Radio.

Im Vergewaltigungsprozess gegen den Wettermoderator Jörg Kachelmann soll das angebliche Opfer noch einmal in den Zeugenstand. Verteidiger Johann Schwenn sagte am Donnerstag vor dem Landgericht Mannheim, die Exfreudin solle Gelegenheit erhalten, "von ihrer Aussage abzurücken". Zur Begründung führte Schwenn die Erinnerungslücken der Frau an. Die von ihrem Therapeuten vertretene These, dass die lückenhaften Erinnerungen zum angeblichen Vergewaltigungsgeschehen Folge einer Traumatisierung sind, sei durch einen Sachverständigen widerlegt worden.

Jörg Kachelmann (hier ein Foto vom 1.12.2010) wird ab Freitag wieder im deutschen Radio zu hören sein. Seine Ex-Freundin, die ihm Vergewaltigung vorwirft, muss hingegen noch einmal vor Gericht aussagen. (Foto: dpa)

Der Professor an der Berliner Charité, Hans-Ludwig Kröber, hatte im Prozess ausgesagt, Opfer erinnerten sich in der Regel sehr gut an das Kerngeschehen der Tat. Die Verteidigung hält es deshalb nicht für ausgeschlossen, dass sich die 37-jährige Radiomoderatorin "besinnt", wenn man sie mit dem bisherigen Ergebnis der Beweisaufnahme konfrontiere. Das würde auch das Verfahren wesentlich beschleunigen, sagte Schwenn.

Zum Anwalt des möglichen Opfers, Rechtsanwalt Thomas Franz, sagte der Verteidiger, es gehöre zu seinen Aufgaben, dass er ihr "bei der Rückkehr zur Wahrheit beisteht". Gleichzeitig warnte er, die Exfreundin habe bei einer wissentlichen Falschbezichtigung mit einer Gefängnisstrafe zu rechnen. Der Vorsitzende Richter Michael Seidling kündigte am Donnerstag bereits an, dass das mögliche Opfer noch einmal als Zeugin gehört werde.

Kachelmann muss sich seit 6. September 2010 wegen schwerer Vergewaltigung vor dem Landgericht Mannheim verantworten. Seine langjährige Freundin wirft ihm vor, sie nach einem Beziehungsstreit mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Der 52-Jährige bestreitet die Tat. Der Prozess soll bis Mai dauern. Am Donnerstag wurde die Beweisaufnahme jedoch für zwei Wochen unterbrochen. Das Verfahren wird am 23. März fortgesetzt.

Kachelmann ab Freitag im deutschen Radio

Im April wird es eine weitere Prozesspause von drei Wochen geben, weil Kachelmann zu seinen Kindern nach Kanada reist, um sein Umgangsrecht wahrzunehmen. Im Mai soll dann die Beweisaufnahme geschlossen werden und nach den Plädoyers das Urteil der 5. Großen Strafkammer fallen. Wie das Landgericht Mannheim bekanntgab, soll sich der Prozess bis 27. Mai hinziehen.

Unterdessen arbeitet Jörg Kachelmann weiter an seiner beruflichen Zukunft. Erstmals seit seiner Verhaftung er am Freitag wieder das Wetter in Deutschland präsentieren. Beim Privatradio Primavera aus Aschaffenburg wird der 52-Jährige künftig freitags und samstags das Wochenendwetter moderieren, sagte der Chefredakteur des Senders, Marco Maier. Kachelmann wird dafür aber nicht ins Aschaffenburger Funkhaus kommen, sondern seine ein- bis dreiminütigen Beiträge in seiner Firma Meteomedia in der Schweiz aufnehmen und an den Sender übermitteln.

Im Studio werden die Stücke dann geschnitten. Am Freitag soll Kachelmann zwischen 12 und 13 Uhr und zwischen 16 und 17 Uhr als Wettermoderator in Deutschland zu hören sein. Das Comeback des Moderators, der nun ein Jahr lang das Wochenendwetter für die Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg, das Rhein-Main-Gebiet und den Main-Kinzig-Kreis präsentieren soll, ist bei den Hörern umstritten.

"Wir haben eine durchwachsene Resonanz, was E-Mails und Kommentare angeht", sagte Maier. Für den Sender gelte allerdings die Unschuldsvermutung bis zu einem Urteil gegen Kachelmann.

In der Schweiz ist Kachelmann seit Januar bei Radio Basel zu hören. Kurzzeitig hatte er auch beim Schweizer Sender Radio Sunshine gearbeitet. Weil es aber Beschwerden von Hörern gab, verzichtete der Sender bis auf weiteres auf Wettermoderationen mit dem 52-Jährigen.

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