Jörg Immendorff:Der Maler, der zu viele weiße Linien zog

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Der Künstler Jörg Immendorff wurde mit Kokain und Prostituierten erwischt, nun drohen ihm Haft und der Verlust seiner Professur.

(SZ vom 18.8.2003) - Nach einem Kokain-Fund bei einer Polizeirazzia während einer Sex-Party muss der bekannte Düsseldorfer Maler Jörg Immendorff, 58, mit einem Gerichtsverfahren wegen Drogenbesitzes rechnen.

Beim Maler Jörg Immendorff hat die Polizei 21,6 Gramm Kokain gefunden. (Foto: Archiv-Foto: dpa)

Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag in Düsseldorf mitteilten, wurden bei Durchsuchungen in einer von Immendorff gemieteten Hotelsuite sowie in seiner Wohnung und im Atelier insgesamt 21,6 Gramm Kokain gefunden.

Immendorff gibt Kokain-Konsum zu

Immendorff gab zu, seit Anfang der neunziger Jahre mit Unterbrechungen Kokain zu konsumieren. Laut Strafverfolger könnte ihm nun eine Bewährungsstrafe drohen. Die Mindeststrafe für den Kauf von Drogen "in nicht geringer Menge" beträgt ein Jahr Haft.

Auslöser der Razzia war nach Angaben des Düsseldorfer Staatsanwalts Johannes Mocken ein anonymer Brief, wonach Immendorff während Sex-Parties mit Prostituierten in einem Hotel Drogen konsumiere.

Party mit neun Prostituierten

Bei der daraufhin angeordneten Durchsuchung in dem Luxushotel an der Königsallee wurde der Künstler mit neun Damen aus dem Milieu angetroffen. Die sechs Polizisten und drei Staatsanwälte stießen auf ein Tablett, auf dem Kokain-Linien zum Schnupfen gezogen waren.

Mocken zufolge waren die Laboruntersuchungen zur Reinheit des Kokains noch nicht abgeschlossen; allerdings spreche "alles dafür, dass es sich um eine nicht geringe Menge im Sinne des Gesetzes handelt". Dem Staatsanwalt zufolge will Immendorff die Drogen über einen Mittelsmann bezogen und diesem für zehn Gramm je 1250 Euro bezahlt haben. Dagegen gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass der Kunstprofessor die Drogen weitergegeben habe.

Staatsanwalt: "Eine ganze Anzahl von Partys"

Mocken fügte hinzu, Immendorff habe ausweislich Hotelrechnungen seit Februar 2001 "eine ganze Anzahl von Partys" in dem Hotel gefeiert. Es sei davon auszugehen, dass die Prostituierten sich in der Suite eingefunden hätten, nachdem der Künstler sie bei einem Bekannten "bestellt" habe.

Möglicherweise stamme der anonyme Hinweis von einer Teilnehmerin früherer Partys. Am Samstag erwartete Immendorff laut Ermittlungen elf Frauen. Die "Veranstaltungen" hätten jeweils Summen "im niedrigen fünfstelligen Euro-Bereich" gekostet.

Falls Immendorff zu mindestens einem Jahr verurteilt werden sollte, würde sein Beamtenverhältnis enden. Seinen Professorentitel dürfte er nicht mehr führen. Der Künstler ist mit der gebürtigen Bulgarin Oda, 27, verheiratet und hat mit ihr eine dreijährige Tochter.

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