Jesus-Buch von Benedikt XVI.:"Ausdruck meines persönlichen Suchens"

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Pünktlich zu seinem 80. Geburtstag legt Papst Benedikt XVI. ein Buch über sein persönliches Jesus-Bild vor. An diesem Freitag wird das Werk offiziell in Rom präsentiert.

Eines der schönsten Geschenke zu seinem 80. Geburtstag machte sich Papst Benedikt XVI. selbst: ein neues Buch. Trotz seiner Wahl zum Papst schlüpfte er in seiner Freizeit immer wieder in die Rolle des Theologen Joseph Ratzinger und schrieb.

(Foto: Foto: dpa)

Am Montag, seinem Geburtstag, erscheint das knapp 450 Seiten starke Buch mit dem Titel "Jesus von Nazareth" zunächst auf Deutsch, Italienisch und Polnisch, Übersetzungen in knapp 30 weitere Sprache sind in Arbeit. In dem Werk legt Benedikt XVI. sein persönliches Jesus-Bild dar.

Das Schreiben von theologischen Büchern war immer die große Leidenschaft Ratzingers. Erst im März betonte der Papst vor dem Professorenkollegium der katholisch-theologischen Fakultät Tübingen, wie sehr ihm die Theologie am Herzen liege, "da ich meine eigentliche Berufung eigentlich darin gesehen hatte, Professor zu sein, auch wenn der liebe Gott es dann plötzlich anders gewollt hat mit mir".

Schon vor seinem Wechsel aus München in die römische Kurie 1982 hatte Ratzinger zunächst die Zusage eingeholt, weiter Bücher schreiben zu dürfen.

Eine Leidenschaft, die er auch auf dem Stuhl Petri nicht abgelegt hat - zumal ihm der Stoff des Buchs ein großes Anliegen ist. Zu diesem Werk sei er "lange innerlich unterwegs gewesen", schreibt er im Vorwort. Begonnen habe er mit dem Jesus-Buch noch als Kardinal im Sommer 2003. "Nach meiner Wahl auf den Bischofssitz zu Rom habe ich alle freien Augenblicke genützt, um das Buch voranzubringen."

Ausgangspunkt und Leitgedanke des Werks ist, den durch die Forschung der vergangenen Jahrzehnte herbeigeführten "Riss" zwischen dem "historischen Jesus" und dem "Christus des Glaubens" zu kitten. Es geht Benedikt XVI. darum aufzuzeigen, dass es keinen Widerspruch zwischen dem Jesus der Evangelien und dem "wirklichen" Jesus gibt: "Ich denke, dass gerade dieser Jesus - der der Evangelien - eine historisch sinnvolle und stimmige Figur ist."

Schon die ersten Vorabdrucke in Zeitungen zeigen, wie Benedikt XVI. dabei vorgeht: Er bemüht sich um eine systematische und konsequente Auslegung der Evangelien, wobei er sich vielfach auf die Kirchenväter bezieht, aber auch die moderne Exegese nicht außer Acht lässt.

Das Erstaunliche an dem Werk ist, dass es in erster Linie als Ratzinger-Buch präsentiert wird: In der Autorenzeile wird Joseph Ratzinger an erster Stelle genannt, erst darunter steht sein Papstname. Aus gutem Grund: "Gewiss brauche ich nicht eigens zu sagen, dass dieses Buch in keiner Weise ein lehramtlicher Akt ist, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens nach dem Angesicht des Herrn", betont Ratzinger im Vorwort.

Es stehe daher jedermann frei, ihm zu widersprechen. "Ich bitte die Leserinnen und Leser nur um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt." Der Herder-Verlag preist das Werk als "das wohl persönlichste Buch, das Joseph Ratzinger und das überhaupt je ein Papst geschrieben hat" an.

Der erste Teil des zweibändigen Werks behandelt Jesu Leben "von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung". Er habe sich entschlossen, die ersten zehn Kapitel als ersten Teil zu veröffentlichen, da er nicht wisse, "wie lange mir noch Zeit und Kraft geschenkt sein werden", lässt der Papst die Leser wissen.

Das Interesse an dem Buch ist immens. Der Herder-Verlag hat die Startauflage von ursprünglich 150 000 mittlerweile auf 200 000 erhöht, wie eine Sprecherin sagt. Es lägen bereits 110 000 Vorbestellung vor. "Es herrscht eine sehr, sehr große Nachfrage."

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