Jacksons Ex-Frau im Zeugenstand:"Er ist mein Freund"

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Die Krankenschwester gab zu in einem Interview gelogen zu haben. Damals hatte sie behauptet, Jackson sei ein vorbildlicher Vater. Für die Anklage war Rowes Aussage dennoch eine Enttäuschung.

Unter Tränen berichtete die Zeugin der Anklage von ihrem verzweifelten Kampf um Kontakt zu den beiden gemeinsamen Kindern berichtet.

Hatte gut Lachen: Michael Jackson verlässt das Gericht nach der Zeugenaussage seiner Ex-Frau Debbie Rowe. (Foto: Foto: Reuters)

Im Mittelpunkt der Befragung stand ein Interview, in dem Rowe Anfang 2003 ausführlich und in schmeichelhaften Worten von ihrem Ex-Mann Michael Jackson, dem Vater ihrer Kinder, gesprochen hatte. Die Initiative dafür ging von Jackson selbst aus, sagte Rowe.

"Ich sagte: Ja, wie immer"

In der Hoffnung, ihre bei Jackson lebenden Kinder wiedersehen zu können, sei sie der Bitte ihres Exmanns nachgekommen und habe ihn wider besseren Wissens in einem Fernsehinterview als vorbildlichen Vater dargestellt, gestand Debbie Rowe in einer emotionsgeladenen Zeugenvernehmung.

Nach mehr als drei Jahren ohne jeden persönlichen Kontakt habe Jackson sie Anfang 2003 angerufen und gebeten, sich vor der Kamera positiv über seine Vaterqualitäten zu äußern, sagte Rowe. "Er sagte mir, es würde bald ein Film ausgestrahlt, der voller Lügen sei, und er bat mich um Hilfe. Ich sagte: 'Ja, wie immer'."

Zu diesem Zeitpunkt wusste Jackson bereits von der bevorstehenden Ausstrahlung eines Fernsehfilms, der seine Beziehung zu Kindern hinterfragte und der schließlich den Anstoß für den gegenwärtigen Missbrauchsprozess gab.

"Er ist mein Freund"

Sie habe Jackson nach dem Anruf in einem Fernsehinterview als "wundervollen Mann" und vorbildlichen Vater gelobt, obwohl dies nicht ihrem wahren Eindruck entsprochen habe, gestand Rowe. Sie bestritt allerdings, dass ihre Antworten von Jacksons Leuten vorformuliert waren.

Sie habe frei gesprochen und dabei in der Hoffnung geschwindelt, "wieder mit den Kindern zusammenzukommen und wieder mit deren Vater in Kontakt zu treten". Auf die Frage, warum sie wieder mit Jackson zu tun haben wollte, blickte Rowe ihren Exmann im Gerichtssaal mit Tränen in den Augen an und sagte: "Er ist mein Freund." Immer wieder brach sie in Schluchzen aus und wischte sich Tränen aus dem Gesicht.

Rowes Aussage war weniger explosiv als erwartet. Prozessbeobachter werteten sie als Enttäuschung für die Anklage. Diese hatte angekündigt, Rowe werde aussagen, dass das Jackson-Lager ihr die Äußerungen in dem Fernsehinterview vorgegeben habe und dabei den Zugang zu ihren Kindern als Druckmittel eingesetzt habe.

Die Juraprofessorin Laurie Levenson urteilte: "Ihre Aussage schadet der Anklage eher, weil sie sagte, dass ihr die Antworten nicht vorgegeben wurden und dass sie nicht unter Druck gesetzt wurde."

Rowe kämpft derzeit um die Rückgabe des Sorgerechts für ihre Kinder. Sie habe die beiden seit zweieinhalb Jahren nicht mehr gesehen. Im Jahr 2001 hatte sie das Sorgerecht ihrem Ex-Mann überlassen. Vor Gericht begründete sie diesen Schritt damit, dass die Besuche bei ihren Kindern zuvor oft "unangenehm" gewesen seien.

Jackson sei mit den Kindern oft im Ausland gewesen, wenn sie zu Besuch kam. "Und immer wenn ich ihnen etwas mitbringen wollte, etwa Stifte oder Fingerfarbe, war das Kindermädchen sehr besorgt, dass sie sich schmutzig machen könnten."

Millionen Dollar Schweigegeld

Rowe äußerte sich bislang so gut wie nie zu ihrer Ehe mit Michael Jackson. Vor einigen Monaten wurden Gerichtsdokumente bekannt, denen zufolge sich Rowe bei der Scheidung gegen eine Zahlung von mehreren Millionen Dollar zum Schweigen verpflichtet hat.

Ausdrücklich verboten wurden ihr Äußerungen zu Jacksons Drogenkonsum, zu seinem Sexualverhalten und zur Frage, wie er die Kinder zeugte.

Wie Debra Opri aus Jacksons Anwaltsteam sagte, könnte der ehemalige "King of Pop" in möglicherweise selbst als Zeuge aufgerufen werden. Jacksons Anwalt Thomas Mesereau sei dafür bekannt, seinen Mandanten Gelegenheit zu geben, sich selbst zu verteidigen, sagte die Opri im US-Fernsehsender Fox News.

"Jackson wird die Chance ergreifen"

"Ich glaube wirklich, Michael Jackson wird diese Chance ergreifen, um seinen in dem Verfahren beschädigten Ruf wiederherzustellen", sagte Opri.

Jackson ist angeklagt, zwischen Februar und März 2003 einen damals 13-jährigen krebskranken Jungen mit Alkohol gefügig gemacht und sich dann an ihm vergangen zu haben.

Außerdem soll er den Jungen und seine Familie auf seiner Ranch gegen deren Willen festgehalten haben und geplant haben, sie zu entführen. Im Falle einer Verurteilung drohen dem einstigen "King of Pop" bis zu 20 Jahre Haft. Der 46-jährige Sänger bestreitet alle Vorwürfe.

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