Jackson-Prozess:"Sie wirkten betrunken"

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Eine frühere Haushälterin von Michael Jackson hat den Anklagevorwurf untermauert, dass jugendlichen Besuchern auf der Neverland Ranch Alkohol serviert wurde. Die Kinder - ausschließlich Jungen - hätten auch manchmal bei ihm geschlafen.

Eine ehemalige Haushälterin hat Michael Jackson stark belastet. Die Kinder, die auf Jacksons Neverland Ranch gelebt hätten, hätten "manchmal" auch bei dem Popstar geschlafen, sagte Kiki Fournier in dem Verfahren im kalifornischen Santa Maria.

Jackson habe einige Lieblinge unter den Kindern gehabt, mit denen er seine Zeit verbracht habe. Dabei habe es sich ausschließlich um Jungen gehandelt. Die meisten von ihnen seien zwischen zehn und 13 Jahre alt gewesen.

Unter ihnen sei auch der Kläger gewesen sowie ein anderer Junge, der dem Star 1993 ebenfalls Missbrauch vorgeworfen hatte. Fournier war von 1991 bis 2003 bei Jackson beschäftigt gewesen.

Pinocchios Wunderinsel

Das Leben auf der Neverland Ranch beschrieb die frühere Angestellte wie "Pinocchios Wunderinsel" für die Kinder. Viele seien ohne ihre Eltern gekommen und zum Teil Wochen dort geblieben.

Ihnen sei völlig freie Hand gelassen worden. Sie hätten gegessen, was und wann sie wollten, Videos angeschaut und seien bisweilen die ganze Nacht aufgeblieben. Manche Kinder hätten betrunken gewirkt.

Einmal habe Jackson mit mehreren Kindern zu Abend gegessen, von denen mindestens drei einen betrunkenen Eindruck gemacht hätten. Sie habe allerdings nie gesehen, dass der Musiker den Kindern Alkohol gegeben hätte.

In der Regel hätten die Kinder einen Schlafplatz gehabt, "manchmal" aber auch bei Jackson geschlafen. Auf die Frage von Jacksons Anwalt Thomas Mesereau, ob der heute 15-jährige Kläger in seinem eigenen Zimmer geschlafen habe, antwortete Fournier: "Ich glaube ja, bin mir aber nicht sicher". Der jugendliche Kläger hatte ausgesagt, er sei mit Jackson in dessen Zimmer zusammen gewesen.

Über den damals 13-jährigen Jungen und seinen ein Jahr jüngeren Bruder sagte Fournier, sie seien im Laufe ihres Aufenthalts auf der Ranch vor zwei Jahren immer schwieriger und respektloser geworden.

Ihr Zimmer hätten sie nach und nach in einen "Saustall" verwandelt. Am Anfang sei dies nicht so gewesen.

Am Mittwoch hatte die Anklage versucht, Jackson als Sex-Fanatiker zu präsentieren, der pornografisches Magazin neben Fotos von Babies im Nachtschrank aufbewahrte. Die Verteidigung hatte dagegen zuletzt versucht, den heute 15-jährigen Kläger als unglaubwürdig zu diskreditieren.

Für Freitag kündigte Richter Rodney Melville lediglich eine kurze Befragung ohne Geschworene oder Zeugen an, bei der es um die Klärung einer Fragen mit dem Staatsanwalt und der Verteidigung gehen soll.

Laut Anklage soll Jackson im Frühjahr 2003 auf seiner Ranch den damals 13-jährigen Jungen mit Alkohol gefügig gemacht und sexuell missbraucht haben.

Außerdem soll er versucht haben, dessen Familie auf seiner Ranch festzuhalten. Jackson drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Gefängnis. Er weist alle Vorwürfe zurück. Seine Anwälte beschuldigen die Familie seines angeblichen Opfers, aus Geldgier mit falschen Anschuldigungen gegen den Popstar vorzugehen.

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