Italien:Müll sucht Deponie

Neapels Problem mit der Müllentsorgung weitet sich immer weiter aus: In Sardinien gab es Unruhen wegen der Anlieferung von Unrat.

In Italien ist es am Wochenende wegen der Müll-Krise erneut zu Unruhen gekommen. In Cagliari, der Hauptstadt Sardiniens, protestierten am Samstag rund 1000 Menschen gegen die Anlieferung von Müll aus Neapel.

Die Straßen in und um Neapel sind voller Mülltüten. (Foto: Foto: dpa)

Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, sechs Menschen wurden verhaftet. Italiens Ministerpräsident Romano Prodi rief seine Landsleute zu Solidarität mit den unter Müllbergen leidenden Bewohnern Neapels auf.

In Cagliari zündeten Demonstranten Müllcontainer an und bewarfen Polizisten mit Steinen. Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurden acht Sicherheitskräfte leicht verletzt.

Vor der Villa des Regionalgouverneurs Renato Soru luden aufgebrachte Menschen Müllsäcke ab. Die Demonstranten protestierten damit dagegen gegen Sorus Einwilligung, einen Teil des Mülls aus Neapel nach Sardinien zu verschiffen.

Prodi verurteilte die Gewalt. Jeder Italiener habe die Pflicht, den Neapolitanern beizustehen, erklärte er. Die Regierung könne nicht tolerieren, dass das Problem ungelöst bleibe. "Dieser Notfall ist eine Schande für ganz Italien."

Neapel hat wegen Missmanagement, Korruption und der Verwicklungen der Mafia ein notorisches Müllproblem. Die Situation eskalierte, nachdem zur Weihnachtszeit nahezu alle Deponien im Großraum Neapel für voll erklärt wurden.

Mittlerweile türmen sich rund 140.000 Tonnen verrottenden Mülls in den Straßen der drittgrößten italienischen Stadt. Neben Sardinien haben nun auch weitere Regionen wie etwa Sizilien eingewilligt, einen Teil des Mülls anzunehmen.

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