Italien:Geiselnahme unblutig beendet

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Der Kidnapper, der sich in einem Kindergarten im süditalienischen Reggio Calabria verbarrikadiert und 500.000 Euro Lösegeld gefordert hatte, hat sich ergeben. Alle Kinder, die in seiner Gewalt waren, sind unverletzt.

Nach knapp sechs Stunden ist die Geiselnahme in der kalabrischen Hauptstadt Reggio Calabria unblutig zu Ende gegangen. Der 32-jährige Kidnapper habe sich ergeben, die Kinder seien unverletzt, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Ein Bild der italienischen Zeitung Corriere della Sera zeigt eine Menschenansammlung vor dem Kindergarten in Reggio Calabria (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Christian Familiari hatte am Vormittag mit einem Messer bewaffnet etwa ein Dutzend Kinder und eine Erzieherin in dem Gebäude im Süden der Stadt gefangen. Er forderte 500.000 Euro Lösegeld und drohte damit, die Kinder umzubringen.

Um in den Kindergarten zu gelangen, hatte der 32-Jährige vorgegeben, der Vater eines der Kinder zu sein. Nach Informationen des Corriere della Sera soll der Täter zuvor bereits versucht haben, in eine nahegelegene Grundschule zu kommen, wurde aber vom Personal abgewiesen. Familiari wird nach ersten Berichten als verwirrt beschrieben: Er habe sich über einen Richterspruch beklagt, der ihm verboten haben soll, nach der Trennung von seiner Frau seinen Sohn zu sehen. Er forderte zudem, mit Journalisten sprechen zu können, so die Zeitung Repubblica.

Zwei Kinder seien nach mehreren Stunden freigelassen worden, sagte Polizeichef Santi Giuffre dem Fernsehsender Rai. Schließlich hatte sich Familiari zur Freilassung von fünf Kindern überreden lassen.

Der Geiselnehmer, der in der Umgebung der Kindertagesstätte wohnt, gelte als "stiller Mann", von dem es nie ein auffälliges Zeichen gegeben habe, schreibt Repubblica. Ein älterer Nachbar bezeichnete den Kidnapper als "braven Jungen".

Dem Corriere della Sera zufolge waren ökonomische Probleme die Ursache für die Geiselnahme: Familiari hatte zwei Geschäfte, die nach kurzer Zeit geschlossen werden mussten.

Die gesamte Umgebung des Kindergartens war von der Polizei für den Verkehr gesperrt worden, ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Gelände. Vor Ort waren neben dem Bürgermeister von Reggio Calabria, Giuseppe Scopelliti, auch der Vater und der Bruder des Täters, die versuchten, ihn dazu zu überreden, aufzugeben.

Vor den Absperrungen der Polizei hatten sich auch die Eltern einiger Geiseln versammelt. Verzweifelt versuchten sie, zu ihren Kindern zu gelangen, wurden aber von der Polizei daran gehindert.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/cga/ihe/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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